Veranstaltungen bis 2022

Die Demokratiebewegung in der DDR 1989/1990 zwischen revolutionärem Auf- und konservativem Abbruch“ – Versuch einer revolutionsgeschichtlichen Annäherung

Veranstaltung am 20. 06. 2020: Webinar – Demokratiebewegung 1989/1990 in der DDR: War es eine Revolution?

Gemeinsam mit der Naturfreundejugend Berlin veranstalten wir einen Web-Workshop zum demokratischen Aufbruch in der DDR 1989 und seinem reaktionären Ende.

Wann: 20. Juni 2020/ 13.30 – 17.30 Uhr (inkl. Technix + Pause)

Wo: Weichselstr. 13/14, 12043 Berlin (Neukölln)

Anmeldung: seminare@naturfreundejugend-berlin.de

Das Webinar verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll das Verständnis von Begriff und Vielfalt politische und sozialer Revolutionen am Beispiel des Umbruchs in der DDR 1989/1990 bei den Teilnehmer*innen vertieft werden. An Hand von Dokumenten, Darstellung von Ereignissen und Entwicklungen wird die Möglichkeit eröffnet, Ursachen, Triebkräfte und Entwicklungsetappen in der DDR 1989/1990 revolutionsgeschichtlich aufzuarbeiten. Dabei werden die gesamtgesellschaftliche Krise der DDR im Jahr 1989 und die Ursachen der Massenbewegung ebenfalls Schwerpunkte sein. Es sollen sowohl die inneren sozialen, ökonomischen, politischen und ideologischen Faktoren in ihrem Wechselverhältnis in die Untersuchung einbezogen werden, als auch das Einwirken der BRD. Eine besondere Rolle werden im Seminar die Gründe für die „Wende in der Wende“, für den Hegemoniewechsel vom „demokratischen Sozialismus“ im Herbst 1989 zum „Nie wieder Sozialismus!“ im Frühjahr 1990 spielen.

Auf diese Weise können auch Möglichkeiten einer emanzipatorischen linken Gegenerzählung über „Wende“ und „Wiedervereinigung“ erschlossen werden, die sowohl der politisch und medial dominierenden liberalen und konservativen, als auch der rechtsradikalen Interpretation des Umbruchs vom Herbst 1989 entgegen gesetzt werden kann. Allen bürgerlichen Varianten der Interpretation der Entwicklung 1989/1990 gemeinsam ist die Verkürzung der Ereignisse auf „Maueröffnung“ und „deutsche Einheit“ und deren Uminterpretation zum „eigentlichen Sinn“ und „vorherbestimmten Zweck“ der revolutionären Bewegung. Entgegen empirischer Fakten wird auf diese Weise ein teleologischer Geschichtsablauf konstruiert, in dessen Zentrum eine unabänderliche Entwicklung zur deutschen Einheit unter konservativer Hegemonie vorausgesetzt wird.

Der Workshop wird durchgeführt von Bernd Gehrke und Renate Hürtgen

Das Webinar kostet 5€. Wer den Beitrag nicht zahlen kann, ist trotzdem herzlich eingeladen, sich anzumelden!

Anmelden könnt ihr Euch mit einer Mail an seminare@naturfreundejugend-berlin.de Bitte gebt euren Namen und euer Alter an. Die Zugangsdaten schicken wir euch nach erfolgreicher Anmeldung per Mail. Du brauchst keine Software, aber eine Kamera, Mikro und eine stabile Internetverbindung.

Wir wünschen allen einen guten Gesundheitsverlauf und die intelligente Mobilmachung gegen Querfronten.

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Die folgende Veranstaltung wird vom AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West unterstützt:

„ … feindlich-negative Elemente …“ Repression gegen Linke und emanzipatorische Bewegungen in der DDR

29. Februar, 20 Uhr, Buchladen „Schwarze Risse“, Mehringhof, Gneisenaustr. 2a

Anfang 2019 hatte sich die Redaktion der „Roten Hilfe“-Zeitung endlich dazu durchgerungen, eine Sondernummer zum Thema „Repression gegen linke Oppositionelle in der DDR“ herauszugeben. Obwohl die meisten Beiträge mehr als vorsichtige Versuche waren, die Repression in der DDR aufzuarbeiten, andere Beiträge abgelehnt worden sind, sah sich die Redaktion einem Shitstorm nicht nur aus den Reihen der DKP ausgesetzt, in dem ganz unverhohlen in stalinistischer Manier die Repression in der DDR geleugnet wurde. Die Beiträge der hier vorzustellenden Broschüre sind zum einen eine Reaktion auf diese philo-stalinistischen Anwürfe, zum anderen auf die unter Linken immer noch weit verbreitete Relativierung des Charakters der DDR als eines diktatorischen Parteienstaates, in dem von Beginn seiner Existenz an, wenn auch in sich wandelnden Formen, Repression gegen Linke und emanzipatorische Bewegungen geübt wurde. In acht Beiträgen werden historische Abschnitte, Einzelbeispiele oder Überblicksdarstellungen geliefert, die alle deutlich machen können, dass Repression in der DDR ein fester Bestandteil dieses Herrschaftssystems war.

Der rechte Osten?! Mythos oder Realität?

Wann: 2. Oktober 2019, 19 Uhr

Wo: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin, Robert-Havemann-Saal

Veranstaltung im Rahmen der Themenwoche zu 30 Jahre demokratische Revolution in der DDR „Keine Revolution ist auch keine Lösung!“

Die Ursachenforschung namentlich nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg für das gute Abschneiden der AfD hat derzeit Hochkonjunktur. In den offiziellen Medien rangieren einmal die Diktatur-Erfahrungen der DDR-Büger*innen auf Platz eins, einmal die der Massenarbeitslosigkeit in den 1990er Jahren, dann wieder das Dominanzverhalten des Westens gegenüber dem Osten, und dann sei es doch wohl die Demokratieunerfahrenheit der Ostdeutschen, die sie zu den Rechten treibe.

Wir wollen mit dem Soziologen Steffen Mau, Autor des Buches „Lütten Klein: Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft“ und Professor im Fachbereich Makrosoziologie der Humboldt-Universität Berlin, über die Ergebnisse seiner Forschungen diskutieren, die vielen Deutungsversuche hinterfragen und mit unterschiedlichen Herangehensweise den Gründen für die rechte Entwicklung im Osten nachgehen.

Es diskutieren: Steffen Mau, Renate Hürtgen und Bernd Gehrke (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Veranstalter: AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

Es diskutieren: Bernd Gehrke, Renate Hürtgen (Herausgeber*innen), Anne Seeck, Markus Mohr, Christoph Jünke (Autor*innen)

Der Herbst 1989 – Über Anfang und Ende des emanzipatorischen Aufbruchs in der DDR

Veranstaltung im Rahmen der Themenwoche 30 Jahre demokratische Revolution in der DDR „Keine Revolution ist auch keine Lösung!“

Wann: 4. Oktober 2019, 18 Uhr bis 21 Uhr

Wo: Robert-Havemann-Saal

Der offiziöse Mainstream erklärt die Maueröffnung und die deutsche Einheit zum „eigentlichen Sinn“ und „Zweck“ der demokratischen Revolution. Viele – auch Linke – reduzieren Ostdeutschland seit ´89 auf eine rechte Entwicklung, die heute in Pegida endet. Warum sind ab September 1989 Hunderttausende auf die Straße gegangen, womit waren die Mehrheiten in der DDR besonders unzufrieden? Was wollten sie ändern und warum brauchte es dafür eine Revolution? Welche Rolle spielte die Opposition dabei? Welchen Charakter hatte die Revolution in der DDR 1989? Warum und wann schlug der Aufbruch in einen anti-emanzipatorischen, von Mehrheiten getragenen „Beitritt“ zur Bundesrepublik um? War die Revolution gegen die Diktatur des DDR-Regimes damit gescheitert? Wie ging es nach 1990 weiter? Wir geben einen Ausblick auf eine sich ausdifferenzierende ostdeutsche Gesellschaft, in der eine relevante Minderheit mit einer bis 1994 dauernden Streik- und Protestwelle massive Gegenwehr gegen die Treuhandpolitik leistete.

Workshop mit Bernd Gehrke, Renate Hürtgen (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Veranstalter: Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost West und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

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Die Renaissance autoritären Denkens und Handelns in Ost- und Westdeutschland – Abschlussveranstaltung

Veranstaltungsreihe von Teilhabe e.V.

III. TEIL

Was ist „neu“ an den Neuen Rechten? Was hat es mit dem rechten Populismus auf sich?

Wann: Samstag, 12. Oktober 2019 um 15 Uhr

Wo: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a (U-Bhf. Mehringdamm)

Aktuell wird viel über die Neuen Rechten und die rechtspopulistischen Bewegungen, über ihr Denken und strategisches Vorgehen geredet. Unklar bleibt dabei jedoch weitgehend, was an den Phänomenen wirklich neu ist bzw. ob nicht doch von neuen Faschisten gesprochen werden sollte. Oft mangelt es an einer differenzierten Sicht auf die politischen Gruppierungen, werden vorschnell unzulässige Verallgemeinerungen vorgenommen, die ein realistisches und klares Bild der Situation erschweren. „Alles nur Faschos im Osten“, „Alle Hartz IV‘ler wählen AfD“: diese und ähnliche bekannte Sprüche illustrieren die herrschenden Vorurteile.

Diesen Fragen und Problemen ist Teilhabe e.V. in einer Veranstaltungsreihe nachgegangen. Die rechten Parteien und politischen Gruppen sind dabei Ausdruck der Verhältnisse, ebenso wie der Widerstand gegen die Rechtsentwicklung.

In unserer Abschlussveranstaltung wollen wir die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg auswerten. Dabei soll es nicht nur um die AFD gehen, ebenso um das Abschneiden der Partei die Linke. Wer hat wen warum gewählt oder aber auch nicht. Was bedeutet die immer noch hohe Zahl an Nichtwähler*innen? Ist die Linkspartei mit ihrer neuen Klassenpolitik gescheitert? Wie kann ein Zurückdrängen der AFD und in ihrem Windschatten von rechtsradikalen Hooligans sowie Neonazigruppen aussehen? Verstehen von „berechtigten Interessen“ oder „klare Kante zeigen“ gegen Rechts?

Mit:

Renate Hürtgen und Bernd Gehrke (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Katja Barthold (Autorin in „Neue Klassenpolitik“)

Thilo Broschell (Teilhabe e.V.)

Veranstaltet von Teilhabe e.V. und AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West (https://teilhabe-berlin.de/)

Unterstützt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt

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Einladung zu Rundem Tisch: An die Bundestagsabgeordneten: „Bin ich Antisemitin?“ Ein Anti-BDS Beschluss und dessen Konsequenzen für Israel, Palästina und Deutschland

Zu einem runden Tisch laden die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost und der Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost West ein.

Mittwoch, 26. Juni, 2019, 19:00 Uhr,

Haus der Demokratie und Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal,

Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin

Unter der an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags gerichteten Frage: „Bin ich Antisemitin?“ veröffentlichte die israelische Autorin, Journalistin, Übersetzerin und Herausgeberin, Dr. Ilana Hammerman, in der israelischen Tageszeitung Ha`aretz ihre Antwort auf den am 17. 05. 2019 erfolgten Bundestagsbeschluss, der die BDS Bewegung mit Antisemitismus gleichsetzt (https://www.juedische-stimme.de/2019/05/30/ilana-hammerman-antwort-an-die-mitglieder-des-bundestags/).

Mit der Annahme des Antrags begrüßte der Bundestag, dass zahlreiche Gemeinden bereits beschlossen hätten, der BDS-Bewegung oder Gruppierungen, die Sanktionen gegen israelische Institutionen befürworten, die finanzielle Unterstützung und die Vergabe kommunaler Räumen zu verweigern. Projekte, die zum Boykott aufrufen oder die BDS-Bewegung unterstützen, dürften nicht finanziell gefördert werden.

Über die Bedeutung dieses Beschlusses für die Wahrnehmung des Rechts auf  freie Meinungsäußerung (Artikel 5 des Grundgesetzes) und für die Antisemitismus-Debatte sowie seinen Einfluss auf die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen in Palästina/Israel, aber auch in Deutschland, diskutieren mit Dr. Ilana Hammerman,

Prof. Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler und Publizist, emeritierter Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und ehemaliger Leiter des Fritz Bauer Instituts (2000-2005) sowie die Rechtsanwältin für deutsches und internationales Strafrecht  Nadija Samour, die Menschen aus der palästinensischen Community vertritt.

Den Abend wird der ehemalige TAZ-Redakteur, Journalist und Autor Daniel Bax moderieren.    


Video der letzten Veranstaltung:

Die Deutschen wollen jetzt die besseren Juden sein!“

Am 26. Mai 2019 hatten Jüdische Stimmen für gerechten Frieden in Nahost aus Israel das Wort, die jetzt in Berlin leben. Sie verwarten sich entschieden gegen ihre Verleumdung als „Antisemiten“ durch deutsche und israelische Politik und bekräftigten ihre Kritik an der  israelischen Besatzungs- und Apartheidpolitik gegenüber den Palästinenser/innen.

Im überfüllten Robert-Havemann-Saal des Berliner Hauses der Demokratie und Menschenrechte sprachen Ruth Fruchtmann, Iris Hefets und Inna Michaeli über ihre jüdisch-israelische Erfahrungsgeschichte und die Gründe, sich gegen die israelische Staatspolitik gegenüber den Palästinenser/innen zu wehren.

Die vom AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West, der Internationalen Liga für Menschenrechte und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte organisierte  Veranstaltung, die von verschiedenen politischen und Menschenrechtsorganisationen unterstützt wurde, kann in zwei Teilen unter folgenden Links angesehen und angehört werden.

Teil 1: https://www.youtube.com/embed/oe4CWiRNc0E

Teil 2: https://www.youtube.com/embed/X5n_5XxQKIk

Wer Kritik von Jüd/innen an israelischer Politik und deutscher Staatsraison im O-Ton und ohne Vorurteile kennen lernen möchte, sollte sich die Videos unbedingt anhören. Sie oder er wird bemerken, dass alle Vorwürfe gegen die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost auf Lügen und Verleumdungen beruhen.

AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West

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26. 05. 2019, 19 Uhr

Haus der Demokratie und Menschenrechte

Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Robert-Havemann- Saal

(Tram M4; Bus 142, 200 „Am Friedrichshain“)

Das Wort haben:

Jüdische Stimmen für gerechten Frieden in Nahost

                                              

Die Kritik an der Politik Israels gegenüber den Palästinenser*innen beantworten israelische Regierungen in den letzten Jahren verstärkt mit einer Kampagne, die darauf abzielt, diese Kritik durch den Vorwurf, sie sei antisemitisch, zu diskreditieren. Diese Verleumdungskampagne wird in Deutschland von der Regierung und vielen Vertreter*innen eines breiten politischen Spektrums von rechts bis links sowie von den Medien weitgehend unkritisch umgesetzt. Als die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ im März dieses Jahres den Göttinger Friedenspreis erhielt, war sie heftigen Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt. Der Zentralrat der Juden hatte versucht, diese Preisverleihung zu verhindern. Der „Bundesbeauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“ empfahl, ein Gutachten einzuholen, ob die Mitglieder der Jüdischen Stimme – „allesamt Juden“, wie Iris Hefets in ihrer Rede anlässlich der Preisverleihung sagte – Antisemit*innen sind oder nicht. Was für eine Ungeheuerlichkeit! Wir wollen diesen Verleumdungen nicht widerspruchslos zusehen und ein politisches Zeichen setzen, indem wir Vertreterinnen der Jüdischen Stimme die Möglichkeit geben, uns die Entstehung ihrer kritischen Haltung bezüglich der israelischen Politik gegenüber den Palästinenser*innen aus ihren unterschiedlichen Erfahrungsgeschichten begreifbar zu machen.

Wir enttabuisieren die Kritik an Israel“ hatte Iris Hefets in ihrer Rede zur Preisverleihung gesagt; die Podiumsdiskussion könnte einen wichtigen Beitrag dafür leisten.

Iris Hefets, Psychotherapeutin, Vorsitzende „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, Berlin

Ruth Fruchtman, Autorin, „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, Berlin/Krakau

Inna Michaeli, Sozialwissenschaftlerin, Feministin, LGBTQI-Aktivistin, Berlin

Moderation: Andreas Zumach, Mitglied im Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung

Eine Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West, der Internationalen Liga für Menschenrechte und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

Diese Veranstaltung wird unterstützt von:

Ahmed Abed, Vorstandsmitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte; AK Nahost Berlin; Attac-AG Globalisierung und Krieg; Vorstand APVD e. V.; Ina Darmstaedter, Canaan Project; Klaus Drechsel, ISO Berlin; Issam Haddad, Vorstand OMRAS e.V.; Georg Heidel, ISO Berlin; Richard Herding, ID kritische Medienpraxis; Internationale Sozialistische Organisation (ISO); Angela Klein, SoZ; Thomas Klein, Mitbegründer der Initiative für eine Vereinigte Linke; Revital Madar, Hebrew University of Jerusalem und fellow member of Minerva Humanities Center; Ina Messer, Neues Forum Berlin; Ökumenisches Zentrum für Umwelt-, Friedens- und Eine-Welt-Arbeit; Fanny Reisin, Internationale Liga für Menschenrechte; Eberhard Schultz, Vorsitzender der Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation und Vorstandsmitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte; Sprecher/innenrat des Bundesarbeitskreises gerechter Frieden in Nahost der Partei DIE LINKE; Gisela Siebourg, Wiltrud Rösch-Metzler, pax christi Nahostkommission; Ingrid Rumpf, Flüchtlingskinder im Libanon e.V.; Willi van Miert; Sylvianne Tabaschnik, ISO Berlin; Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen e.V.; Prof. em. Moshe Zuckermann, Soziologe, Historiker, Universität Tel Aviv.

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Frankreich im April 2019. Der Protest der Bewegung der Gelbwesten dauert an!

Wann: 17. April, 18 Uhr

Wo: Haus der Demokratie- und Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal, Greifswalderstr. 4

Die Gelbwesten haben mit ihrem langandauernden sozialen Ungehorsam und ihren überraschenden Aktionen das Macron Regime verunsichert und den Polarisierungsprozess der französischen Gesellschaft vorangetrieben. Trotz brutaler Polizeigewalt, schwerster Verletzungen und verschärfter Kriminalisierung lassen die Gelbwesten nicht locker. Sie sind immer noch sichtbar und handlungsfähig. Inzwischen hat sich das Spektrum der politischen und sozialen Bewegungen erweitert: Die Frauenbewegung, die ökologische und die militante Gewerkschaftsbewegung stehen nicht mehr abseits. Auf der anderen Seite formiert sich die Macronie mehr und mehr zu einem autoritären Neoliberalismus, zu einer Demokratur. Gleichzeitig aber entfaltet sich der Demokratisierungsprozess in allen Bereichen der Gesellschaft.

Was wir in Deutschland kaum zur Kenntnis nehmen: Seit Wochen demonstrieren Zehntausende Algerier auch gegen „die Macht“ und für ein anderes politisches System; der Rücktritt von Präsident Bouteflika wird sie nicht zurückhalten, die Proteste fortzusetzen. Gibt es vergleichbare Forderungen und Organisationsformen in Frankreich und in Algerien?

Willi Hajek informiert über den neusten Stand der Bewegung in Frankreich.
Lila Boutaiba gibt einige Einblicke in die algerische Bewegung.

Moderation: Renate Hürtgen

Veranstalter: AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West/ Stiftung Haus der Demokratie

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„Was ist los in Frankreich? Woher kommt die Bewegung der Gelbwesten? Und wie wird es weitergehen?“

Was ist los in Frankreich ? Woher kommt die Bewegung der Gelbwesten? Und wie wird es weitergehen? 

Datum: 8.2.2019

Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Robert-Havemannsaal,

Zeit: 18 Uhr (Achtung, veränderte Anfangszeit!)

Frankreich wird bewegt von den Gelbwesten, aufgetaucht aus dem Nichts, überraschend für Gewerkschaften, die politischen Parteien und vor allem auch für die Linken. Landesweit mobilisieren sich Menschen gegen die Regierung und ihre Politik für die Reichen. Sie kritisieren in vielfältiger Weise die wachsende soziale Ungerechtigkeit, die Zunahme der Ungleichheit, die  Steuerpolitik zugunsten der Reichen und Superreichen – es gab noch nie soviel Milliardäre in Frankreich – die Korruptheit der politischen Klasse und des politischen Regimes der V. Republik. Viele in der Bewegung wollen den Rücktritt des neuen Sonnenkönigs Macron und eine andere, soziale Republik.

Seit dem 17. November blockieren die Gelbwesten die Zahlstellen an der Autobahn, besetzen Verkehrsknotenpunkte landesweit in Städten und Landkreisen und stören den Ablauf des kapitalistischen Normalbetriebs. Anders wie in den Maitagen 1968, werden die Stätten des Luxus auf den Champs Elysees besucht und  der arrogante und selbstherrliche Präsident beginnt Zugeständnisse an die Bewegung zu machen. Gleichzeitig aber werden die Protestierenden landesweit brutal verfolgt, verletzt, verurteilt und eingeknastet, um sie in die Knie zu zwingen und von weiteren Protestaktionen abzuhalten. Rundum – es formiert sich ein vorher unsichtbares aufständisches Volk, das beginnt, über eine andere Politik nachzudenken.

Wie ist diese Bewegung entstanden? Wer macht mit? Was wollen sie? Was macht die Dynamik dieser Bewegung aus? Diese und andere Fragen wollen wir mit Willi Hajek diskutieren, der uns als Akteur und Zeitzeuge einen Situationsbericht aus dem Land des Aufruhrs geben kann.

Willi Hajek, Marseille (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Wir zeigen „Die Versammlung der Versammlung“, ein 6-min.-Video über eine Versammlung der Gelbwesten in Commercy

Veranstalter: AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

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Der Film stellt oberschlesische Arbeiter vor, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten unter General Franco kämpften. Sie waren unterschiedlicher Weltanschauung, kamen aus unterschiedlichen politischen Formationen der Linken, ob als Anarchisten, Kommunisten oder Sozialisten. Und sie waren verschiedener Nationalität. Über sie und ihre Kämpfe an den verschiedenen Fronten des Spanischen Bürgerkriegs berichtet der Film.

Der Filmemacher Dariusz Zalega aus Katowice will – wie bereits in seinem ersten Film  „Rebellisches Schlesien“ – auch in seinem neuen Werk zeigen, dass die Arbeiter als Klasse und  nicht als Nation verbunden waren und über nationale Unterschiede hinweg gegen den Faschismus handelten. Der Film zeigt aber auch die dramatische Situation, die mit der  Unterstützung Francos durch den Faschismus in Deutschland und Italien, durch die „Nichteinmischung“ der „westlichen Demokratien,“ aber auch durch den mörderischen Einfluss Stalins entstanden war.

Auch mit seinem zweiten Film gelingt es Dariusz Zalega, mit einem Blick in die Geschichte  ein deutliches Zeichen  internationaler Solidarität der Arbeitenden gegen den Nationalismus der Gegenwart zu setzen.

Im Anschluss an den Film:

Diskussion mit dem Autor und Regisseur Dariusz Zalega aus Katowice über „Oberschlesische Arbeiter – geeint als Klasse wider die nationalistischen Tendenzen“

Moderation: Bernd Gehrke (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West)

Übersetzung: Norbert Kollenda („Sozialistische Zeitung“, Attac Berlin)

Eine Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, unterstützt von der Gruppe Arbeiterpolitik, Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (Berlin), Internationale Sozialistische Organisation (Berlin)

Gefördert von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt

Eintritt: 6,-; Studis: 5,-; Hartz IV: 4,- Euro

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Die Revolution(en) 1918. Eine linke Aufarbeitung jenseits neuer Mythen

Wann: 08. Februar 2019, 19 Uhr

Wo: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal, Greifswalder Straße 4, Berlin

Es sind namentlich die Revolutionen in der Geschichte, die schnell zum Mythos und deren Ziele und Verläufe später gern im eigenen politischen Interesse instrumentalisiert werden. So haben  wir 2019 erneut die Erzählung von der „friedlichen Revolution“ 1989 in der DDR  zu erwarten, die ihren historischen Sinn in der deutschen Einheit gefunden hätte. Es wird einige Anstrengung kosten, dem eine linke Erinnerung und Revolutionsgeschichte entgegen zu setzen.

Mit einem Rückblick auf die Revolution(en) 1918 wollen wir Fragen diskutieren, die uns auch andere Revolutionen erklären helfen. Waren Verlauf und Ergebnis der Novemberrevolution in Deutschland tatsächlich – in ihrem „Erfolg“ wie in ihrer „Niederlage“ – so vorherbestimmt wie es uns die (welche?) Geschichtsschreibung weiß machen will? Wie sah das reale Kräfte- und Machtverhältnis aus und was ist „Legende“,  und wie entwickelte es sich? Wie offen war Geschichte 1918? Und lässt sich die deutsche Revolution überhaupt begreifen, ohne die Gemeinsamkeiten, vor allem aber, ohne die unterschiedlichen Ausgangslagen in West- und Osteuropa zu berücksichtigen? Was waren die jeweiligen  Ziele, welchen Stellenwert hatten die Räte in den einzelnen Ländern?

Die Historiker Rüdiger Hachtmann und Reiner Tosstorff haben sich mit diesen Fragen beschäftigt und werden ihre Ergebnisse zur Diskussion stellen.

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Veranstalter: AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

100 Jahre russische Revolution

Alle Macht den Sowjets“?

Oder: Weshalb endete die Massenbewegung in einer Parteidiktatur?

  Wann: 25. Oktober 2017, 19 Uhr

   Wo: Mehringhof, Veranstaltungsraum

(Gneisenaustr. 2a; U-Bahn. Mehrringdamm)

Am 25. Oktober 1917, nach Julianischem Kalender, ergriffen die Bolschewiki im Namen der Sowjets (Räte) in Russland die Macht. Befeindet nicht nur von den herrschenden Klassen Russlands und der kapitalistischen Welt, sondern als „Usurpatoren der Revolution“ auch kritisiert von einem Großteil der reformistischen wie radikalen Linken, behaupteten die Bolschewiki in einem blutigen Bürgerkrieg ihre Macht und bauten sie im Namen der „Diktatur des Proletariats“ und des „Kommunismus“ zu ihrer Parteidiktatur über die Sowjets aus. So bleibt der Oktoberumsturz bis heute auch in der Linken umstritten. Gleichwohl wurde die russische Revolution mit der Machtergreifung der Bolschewiki und deren Folgen trotz GULAG-System und eines schmählichen Endes zur das XX. Jahrhundert prägenden Herausforderung für die gesamte kapitalistische Welt.

In der Veranstaltung wollen wir anhand von Filmausschnitten und kurzen Inputs über die Massenbewegungen, politische wie soziale Entwicklungen zwischen der Februarrevolution 1917 und dem Aufstand der Matrosen von Kronstadt im März 1921 informieren und über folgende Fragen diskutieren:

  • Welche politischen Etappen gab es im Verlauf der vier Jahre auf dem Weg zur Parteidiktatur der Bolschewiki?
  • Wie sahen die egalitären Bewegungen aus? Welche Forderungen und welche Ziele hatten die unterschiedlichen Bewegungen in den Fabriken, unter den Soldaten und bei den Bäuer*innen?
  • Wie veränderte sich das Verhältnis zwischen den sozialistischen Parteien und den Sowjets, den Räten, im Laufe des revolutionären Prozesses?
  • Wie sahen die damaligen Vorstellungen über die Perspektiven der Revolution aus und wie beurteilen wir heute die Chancen einer sozialistischen Selbstverwaltung im revolutionären Russland?

Mit: Hauke Benner und Bernd Gehrke

Vorschau: Am 7. November 2017 führt der AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West eine weitere Veranstaltung aus Anlass des hundertsten Jahrestags der russischen Revolution durch.

Titel: Sozialistische Revolution im Zeichen von Fordismus und Amerikanismus? Historischer Stellenwert und aktuelle Bezüge der russischen Revolution.

Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalderstr. 4, Robert-Havemann-Saal

Zeit: 18.00 Uhr

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Nachtrag zur Tagung Ostwind – Soziale Kämpfe in Ostdeutschland …:

Erste umfassende Dokumentation zu sozialen Kämpfen der

Initiative Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte, Personalräte und Vertrauensleute

erschienen!!!

Ab sofort kann die 415 Seiten starke Dokumentation der Initiative Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte, Personalräte und Vertrauensleute als PDF-Datei auf unserer Homepage gelesen und herunter geladen werden. (siehe die Seite Archiv sozialer Kämpfe in Ostdeutschland nach 1990)

(Achtung: Aufgrund der Größe der Datei dauert das Hochladen einige Minuten)

Voraussichtlich im September wird das Bündnis Kritischer GewerkschafterInnen Ost/West auf gleiche Weise dokumentiert.

Darüber werden wir über unsere eMail-Verteiler sowie über Facebook informieren. Im Laufe des Sommers wird Bernd Gehrke sein Buch über die Sozialen Kämpfe der Belegschaften in Ostdeutschland gegen die Treuhand-Privatisierungen fertig stellen und bei Die Buchmacherei publizieren.

Da wir auf der Tagung beschlossen haben, möglichst viele vorhandene Dokumente der Kämpfe gegen die Treuhand zu veröffentlichen, appellieren wir hiermit an alle damaligen Akteure, ihre Dokumente zu sichern und uns zur Verfügung zu stellen.  Über weitere Veröffentlichungen zu diesem Thema werden wir Euch auf dem Laufenden halten.

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Unsere nächste Veranstaltung wird am 7. November 2017 der Russischen Revolution gewidmet sein. Details werden wir Mitte September veröffentlichen.

Ostwind – Soziale Kämpfe gegen Massenentlassungen und Betriebsschließungen in Ostdeutschland 1990 bis 1994

Der AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West lädt vom 23.-25. Juni 2017 zur Tagung ein:

Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Havemannsaal

Vor 25 Jahren, am 20. Juni 1992, fand in der Berliner Kongresshalle am Alexanderplatz die 1.  Konferenz Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte und Personalräte statt. Sie wurde zum Ausgangspunkt des selbstorganisierten Versuchs eines Branchen und Regionen übergreifenden Widerstandes von Belegschaften in ganz Ostdeutschland gegen die von der Treuhandanstalt im Auftrag der Regierung Kohl durchgesetzte Politik der Privatisierung der ostdeutschen Wirtschaft. Dieser Versuch entsprang der – bei den Spitzen der Gewerkschaften vermissten – Einsicht von Betriebsräten, dass nur ein flächendeckender Widerstand die Kahlschlagpolitik der Treuhandanstalt stoppen kann, die innerhalb von nur wenigen Jahren zur millionenfachen Zerstörung von Arbeitsplätzen und zur weitgehenden Deindustrialisierung Ostdeutschlands geführt hat. Doch bildete die auf ihrer ersten Konferenz gegründete Initiative Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte, Personalräte und Vertrauensleute nur die Spitze einer viel breiteren, politisch agierenden sozialen Protestbewegung von Belegschaften, Betriebsräten, Vertrauensleuten, lokalen wie regionalen Gewerkschaften in Ostdeutschland, an der auch Teile der Erwerbslosenbewegung beteiligt waren.

Während über die verheerenden Folgen der Politik von Treuhandanstalt und Bundesregierung zahlreiche Bücher und Artikel veröffentlicht wurden, sind die Protestbewegungen, mit Ausnahme des monatelangen Kampfes der Kali-Kumpel und ihrer Frauen in Bischofferode, weitgehend vergessen. Wieder einmal zeigt sich, dass es die „Sieger“ sind, die Geschichte schreiben: Die breite Widerstandsbewegung gegen die Deindustrialisierung passt da schlecht ins Bild von der „Erfolgsgeschichte der deutschen Einheit“. Doch auch aus dem linken Gedächtnis sind diese Kämpfe verschwunden, was sicher nicht zuletzt daran liegt, dass sie mit einer Niederlage endeten: Die Proteste haben diesen Deindustrialisierungsschock nicht verhindern können. Manche ehemalige Aktivist/innen möchten sie deshalb aus der Erinnerung verdrängen. Dabei gehört dieser breite und oft mit militanten Methoden wie Betriebsbesetzungen, Straßen- und Autobahnblockaden geführte Kampf zu den herausragenden Ereignissen sozialer Protestbewegungen in der deutschen Geschichte.

Es ist höchste Zeit, sich dieser vergessenen Bewegung wieder zu zuwenden, zumal Ostdeutschland namentlich von jungen Aktivist/innen häufig nur als Hort von Rassismus und Nationalismus wahrgenommen wird. Wenn jedoch die Entwicklung in Ostdeutschland auf diese Vorgänge reduziert bleibt, gerät aus dem Blick, dass es zeitgleich eine emanzipatorische betriebliche Basisbewegung gab. Zum besseren Verständnis einer in Ostdeutschland erstarkten  rechten Bewegung gehört es aber auch, die dramatischen sozialen Umbrüche und die Niederlagen der Protestbewegung der 1990er Jahre danach zu befragen, inwieweit sie zu massiven Entsolidarisierungsprozessen führten und damit rechtsradikale Ideologien stärkten.

Die Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt in Ostdeutschland zu Beginn der 1990er Jahre, die zur Zerstörung der ostdeutschen Großindustrie führte, wird in anderen Ländern wie Griechenland heute fortgesetzt, wo nach dem Muster der Treuhandanstalt Privatisierung und  Ausverkauf der Reichtümer des Landes im Interesse des deutschen und europäischen Kapitals betrieben wird. Wenn wir über den betrieblichen Widerstand und die Ursachen der Niederlage in Ostdeutschland vor 25 Jahren sprechen, werden wir auch darüber diskutieren müssen, ob und welche Lehren es für die Kämpfe von Beschäftigten und Gewerkschaften heute gegen diese Politik gibt.

Obwohl im Zentrum der Tagung die Initiative Ostdeutscher und Berliner Betriebsräte, Personalräte und Vertrauensleute steht, wollen wir zugleich die Vielfalt des Widerstandes von Belegschaften, Betriebsrät/innen und Gewerkschaften der frühen 1990er Jahre im Osten deutlich machen. In Vorträgen, Analysen sowie Berichten von Zeitzeug/innen sollen die Ereignisse, die damals wie heute durchaus unterschiedlich bewertet wurden, vorgestellt und diskutiert werden. Wir wenden uns vor allem an eine junge Generation heutiger Aktivist/innen aus Gewerkschaften und sozialen Bewegungen sowie an Wissenschaftler/innen und Publizist/innen, die sich für die Geschichte sozialer Bewegungen interessieren und mit denen wir gemeinsam den Bogen von der Geschichte in die Gegenwart schlagen wollen.

Bernd Gehrke, Willi Hajek, Renate Hürtgen (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Flyer_Ostwind_end_16_06_2017 (PDF)

Im Anschluss an diese Tagung stellt der AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West das Buch von Rolf Geffken, „Kampf ums Recht. Beiträge zum komplizierten Verhältnis von Politik, Arbeit und Justiz“ VSA: Hamburg 2016, zusammen mit dem Autor und Kolleg/innen vom Express vor.

Zeit: 25. 6. 2017, 15.00 bis 17.00 Uhr

Ort: Mehringhof, 10961 Berlin, Gneisenaustraße 2a, Blauer Salon

Achtung für Zusatzangebot „Industrie- und sozialpolitische Stadtwanderung durch die ehemalige Industrieregien Berlin-Schöneweide in Kooperation mit dem Industriesalon Schöneweide und ehem. BetriebsrätInnen:

Der Unkostenbeitrag beträgt 8,- Euro
Treffpunkt:
Industriesalon Schöneweide
Reinbeckstr. 9 (ehem TRO-Gelände)
(über Wilhelminenhofstr.)
Anfahrt
:
Vom S-Bahnhof Schöneweide:
Tram 63 (Richtung Hirtestraße);
Tram 67 (Richtung Krankenhaus Köpenick)
Oder mit Tram 17 bis Wilhelminenhofstr./Edisonstr.
dann 5 Min zu Fuß über Wilhelminenhofstr.
Vom U-Bahnhof Tierpark:
Tram 27
(Richtung Krankenhaus Köpenick)
Im Interesse einer effektiveren Vorbereitung, bitte wir bis zum
22. Juni um Anmeldung unter info@dr-huertgen.de oder Bernd.Gehrke@web.de

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Der AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West lädt ein:

Rebellisches Schlesien

Geschichten über soziale Kämpfe in Oberschlesien

Eine Geschichte ohne Ende

Am Dienstag, 12. April 19.00 Uhr

Lichtblick Kino

Kastanienallee 77, 10435 Berlin

Telefon:030 44058179

Autor: Dariusz Zalega/ Katowice 2015

Realisierung: OM Studio Filmowe

Producent: Grupa Twórcza OCOCHODZI

OmU/teils synchronisiert

Übersetzt und Bearbeitet: Norbert Kollenda

Sprecherin: Bibiana Malay

Ton: Mathias Ramson

60 Minuten

Die Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt hat die Realisierung des Filmes unterstützt

 

Dieser Film möchte einen vergessenen  Teil der Geschichte dieser Region nahe bringen. Diese Region war ein wichtiges Ballungszentrum der Arbeiterschaft in Europa, in dem  sowohl die  Polnische, Deutsche, Österreichische und Tschechische Geschichte aufeinandertraf.

Unsere Erzählung im Film beginnt mit den Aufständen der Häuer  – den ersten Bergleuten im 16. Jahrhundert und führen ihn weiter zu den Bauernaufständen Anfang des 19. Jahrhunderts, die ersten Streiks der Arbeiter im damaligen preußischen Schlesien, die Kämpfe von Arbeitern und Arbeitslosen

im polnischen Oberschlesien zwischen den beiden Weltkriegen und schließlich der Proteste aus der Zeit der „Volksrepublik“ Polen. Der Film endet mit dem Bericht über den Streik während der Privatisierung der Fiat-Autobauer in Tychy 1992, denn die Geschichte der sozialen Kämpfe ist eine Geschichte ohne Ende.

Dazu inspirierte uns Bertold Brecht mit den „Fragen eines lesenden Arbeiters“ sagt Dariusz Zalega.

Jeweils ein Lied leitet in eine Episode ein (OmU) und dann wird der geschichtliche Bezug in Deutsch erzählt.

Seite zum Film, auch deutsche Beiträge: www.zbuntowanyslask.eu

Die DVD kann bei Norbert Kollenda: norbert@europa-von-unten.org bestellt werden. Der Preis 10,-Euro + 2,-€ Versandgebühren(Ausland 4,-€). Den Reinerlös bekommt mit Einverständnis der Stiftung der Verein „Ocochodzi“, der den Film produziert hat und neue Projekte plant.

Moderation: Bernd Gehrke/Norbert Kollenda

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11. Januar, 19 Uhr, Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin

 Kahlschlag gegen einen „(Ost)Berliner Frühling“?

Das 11. Plenum des ZK der SED 1965 – Hintergründe und Auswirkungen auf den Geist der Rebellion in der DDR

Vor 50 Jahren, vom 16. bis zum 18. Dezember 1965 tagte das 11. Plenum des ZK der SED in Ostberlin. Nach dem bereits seit September 1965 zum Schlag gegen die „imperialistische Unkultur“ ausgeholt und Beatgruppen verboten worden waren, kam es auf dem 11. Plenum zu einer „Generalabrechnung“ mit der kritischen Intelligenzia und der rebellischen Jugendkultur. Eine Jahresproduktion von DEFA-Filmen, Büchern, Theaterstücken und Beatgruppen wurde verboten, Schriftsteller/innen geächtet und ihre Texte Jahre lang nicht gedruckt. Was waren Ursachen und Hintergründe für dieses Vorgehen? Immerhin konnten zuvor Robert Havemann kritische Vorlesungen an der Humboldt-Universität halten und Wolf Biermann kritische Lieder singen, Beatgruppen spielten allenthalben in den staatlichen Jugendklubs der DDR.

Gerade solche Zustände hatten jedoch mit dazu beigetragen, dass es 1968 in Warschau zur Rebellion der Studierenden und in der CSSR zur reformkommunistischen Bewegung des Prager Frühlings kam. Warum setzte die Kulturbewegung in der DDR solche gesellschaftlichen Entwicklungen nicht in Gang? Wie ordnen sich die damaligen Auseinandersetzungen in die europaweiten Entwicklung des „Reformkommunismus“ seit 1956 und in die Entwicklungen im Ostblock ein? Welche Folgen hatten das Kahlschlagplenum schließlich für die DDR selbst?

Vortrag und Diskussion mit:

Elfriede Müller (jour fix initiative berlin), Bernd Florath (Hg. von „Die DDR im Blick der Stasi. Die geheimen Berichte an die SED-Führung“), Bernd Gehrke (Publizist, AK Geschichte …)

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte …)

Achtung: Unsere Veranstaltung Charles Bettelheim: “Die Klassenkämpfe in der Sowjetunion ( 1918 – 1939) wird auf das erste Quartal 2016 verschoben, da das Buch nicht zum geplanten Zeitpunkt im September erschienen ist.

Unser im Oktober geplanter Workshop „1989 und die radikale Linke“ entfällt ersatzlos.

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Charles Bettelheim: Die Klassenkämpfe in der UdSSR

Buchvorstellung am 6. Dezember 2016, 20 Uhr, Buchladen Schwarze Risse, Mehringhof, Gneisenaustraße 2a

Charles Bettelheim war in den 1960er bis zum Beginn der 1980er Jahre einer jener profilierten marxistischen Ökonomen Frankreichs, die sich kritisch mit Ökonomie und Politik der Sowjetunion auseinandersetzten. Als Jungkommunist zuerst ein Kritiker des Stalinismus, wurde er später vor allem durch seine stark vom Maoismus geprägte Auseinandersetzung mit der Sowjetunion bekannt, die sich auch in den ersten beiden Bänden seiner „Geschichte der Klassenkämpfe in der UdSSR“ niederschlug. In seiner letzten Lebensphase unterzog er nicht nur die Gesamtentwicklung der SU, sondern auch das bolschewistische Revolutionsmodell einer grundsätzlichen Kritik von links.

Die radikale Neubewertung der bolschewistischen Machtergreifung 1917 als Auftakt einer anderen Art von „kapitalistischer Revolution“ und Herausbildung einer neuen Klassengesellschaft vollzog er am Beginn der 1980er Jahre vor allem mit dem Band III seiner „Geschichte der Klassenkämpfe in der UdSSR“. Auf über 600 Seiten dieses Doppelbandes analysierte er, empirisch untermauert, „die Welt der Herrschenden“ und „die Welt der Beherrschten“.

Der Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost West stellt zusammen mit dem Verlag Die Buchmacherei den erstmals in deutscher Sprache als Band 3 und 4 erschienenen letzten Band von Bettelheims Analyse der sowjetischen Gesellschaft vor. Wir werden zum einen seine Verortung namentlich im französischen Diskurs bezüglich der Sowjetunion, des Leninismus und Stalinismus erörtern. Zum anderen wollen wir danach fragen, welche Bedeutung Bettelheims Klassenanalyse der damaligen sozialökonomischen Verhältnisse und der Rolle des Sowjetstaates einschließlich seiner außenpolitischen Lage für unsere heutige Diskussion hat.

Im nächsten Jahr jährt sich die Oktoberrevolution von 1917 zum 100. Mal. In der bürgerlichen Presse wird die Totalitarismusanalyse Hochkonjunktur haben. Ein guter Anlass, sich am Beispiel von Bettelheims Darstellung zu fragen, welchen Charakter diese Revolution tatsächlich hatte und wie diese Gesellschaften funktioniert haben. Wenn wir heute darüber diskutieren, wie eine alternative Gesellschaft zum herrschenden Kapitalismus aussehen könnte, kann die Auseinandersetzung mit Bettelheims Angeboten weiter helfen.

Es diskutieren:

Jochen Gester (Verlag Die Buchmacherei)

Bernd Gehrke (AK Geschichte)

Willi Hajek AK Geschichte)

Renate Hürtgen (AK Geschichte)

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Ungarn 1956 – Die Aktualität der Revolution
Workshop │29. Oktober 2016 │11-18 Uhr
Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, Berlin

1956 war ein Jahr der Rebellion gegen den „real existierenden Sozialismus“ und ein
entscheidendes Jahr für die Herausbildung einer „Neuen Linken“.
Nach dem Tod Stalins und dem Aufstand in der DDR 1953 war es vor allem
Chruschtschows Geheimrede auf dem 20. Parteitag der KPdSU im März 1956
mit ihrer offenen Stalin-Kritik, die zum Auslöser der „Entstalinisierung“ und für
Aufstandsbewegungen in ganz Osteuropa wurde. Sie erreichten ihren Höhepunkt
in Ungarn: Seit dem 23. Oktober 1956 setzen in Budapest Massendemonstrationen
und Streiks eine unvorhergesehene revolutionäre Dynamik in Gang: die
„erste totale Revolution gegen den totalen bürokratischen Kapitalismus“ (Castoriadis).
Staats- und Parteiapparat werden pulverisiert, überall entstehen spontan
Revolutions- und Arbeiterräte, die das Rückgrat des militärischen wie politischen
Widerstands gegen die russischen Truppen und einer basisorientierten demokratischen
gesellschaftlichen Neuorganisation bilden. Aber die Dynamik wird von außen gewaltsam
gestoppt: Die sowjetische Armee schlägt die Revolution nach kurzer Zeit blutig nieder.
Geschichte wie Nachgeschichte der ungarischen Revolution gehören zu den großen und
umstrittensten politischen Lehrstücken des 20. Jahrhunderts.
Die Veranstaltung gibt eine Übersicht über die politische Vorgeschichte und
die revolutionären Geschehnisse sowie die Verbindungen mit weiteren
oppositionellen Bewegungen im restlichen von der UdSSR beherrschten
Osteuropa. Einen Schwerpunkt bildet die Vorstellung der zeitgenössischen
Interpretation der Ereignisse durch die französische politische Gruppe
„Socialisme ou Barbarie“ und Cornelius Castoriadis. Ausgehend von dieser
Interpretation und vom Lehrstück „Ungarn 1956“ soll schließlich auch über
Aktualität der ungarischen Revolution und die Inhalte einer
radikaldemokratischen sozialen Erneuerung heute diskutiert werden.
Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen, die Teilnahme ist kostenlos. Um
aber besser planen zu können, bitten wir Interessierte, sich bis zum 15.10. formlos
bei Harald Wolf anzumelden (hwolf1@gwdg.de).
Ungarn 1956 – Die Aktualität der Revolution
Workshop │29. Oktober 2016 │11-18 Uhr
Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, Berlin

PROGRAMM

11 Uhr Begrüßung und Einführung

I. GESCHICHTE UND KONTEXT DER REVOLUTION

11.30-12.00 Uhr VORTRAG
Bernd Gehrke: Die Krise des Stalinismus und die Räte-Bewegung in
Polen und Ungarn

12.00-12.15 Uhr Nachfragen, Pause

12.15-13.00 Uhr MULTIMEDIALER INPUT
Andrea Gabler: Schlaglichter auf die ungarische Revolution 1956

13.00-14 Uhr Diskussion der beiden Beiträge

14-15 Uhr Pause

II. INTERPRETATION DER UNGARISCHEN REVOLUTION

15-15.30 Uhr VORTRAG
Harald Wolf: Ungarn 56 und der Autonomieentwurf

15.30-16.15 Uhr Diskussion

III. DIE AKTUALITÄT DER UNGARISCHEN REVOLUTION?

16.15-18.00 Uhr DISKUSSION mit IMPULSEN von
Matthias Istvan Köhler
David Ames Curtis
und anderen

Veranstalter/innen: Verein für das Studium und die Förderung der Autonomie (VSFA) |
Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West | Bibliothek der Freien |
Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

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 Von Marx zum Maulwurf. Linker Buchhandel in Westdeutschland in den 1970er Jahren

27. Juni 2016, 20 Uhr

Buchhandlung „Schwarze Risse“, Gneisenaustraße 2 (Mehringhof), 10961 Berlin

Mit seiner Arbeit über den 1970 gegründeten und 1983 quasi entschwundenen Verband des linken Buchhandels (VLB) hat Uwe Sonnenberg nicht nur eine kenntnisreiche Verlags- und Buchladengeschichte der Linken geschrieben, sondern zugleich eine bisher einmalige Sozial- und Ideengeschichte der undogmatischen radikalen Linken Westdeutschlands in den 1970er Jahren vorgelegt. Die Anfänge dieses Netzwerkes im historischen Kontext der 68er Bewegung beschreibt Uwe Sonnenberg ebenso spannend wie den Bedeutungsrückgang des VLB mit dem Aufkommen alternativer Milieus und dem Verlust bestimmter Alleinstellungsmerkmale gegenüber dem etablierten Buchhandel. Identitätskrisen („Für wen machen wir den Laden eigentlich?“) und Selbstzweifel („Was ist heute noch links?“) sind Charakteristika dieser letzten Phase des VLB. Der erstaunlichste Effekt des Buches: Unsere heutige Situation lässt sich mit diesem Blick auf das lange „rote Jahrzehnt“ besser begreifen.

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Buchvorstellung und Diskussion: Uwe Sonnenberg, Bernd Gehrke, Markus Mohr

Moderation: Renate Hürtgen

Verlagsankündigung:

Uwe Sonnenberg
Von Marx zum Maulwurf
Linker Buchhandel in Westdeutschland in den 1970er Jahren
Geschichte der Gegenwart (Hg. von Frank Bösch und Martin Sabrow), Bd. 11
568 S., 37 Abb., geb., Schutzumschlag
44,- € (D); 45,30 € (A)
ISBN 978-3-8353-1816-8

„Ladenkollektive, Raubdrucke und politische Agitation: Ein spannendes Stück Kulturgeschichte der alten Bundesrepublik. Sonnenberg zeigt, wie die von den linken Buchhandelsunternehmen produzierte und vertriebene Literatur Weltbilder und Denkweisen ihrer Produzenten und Rezipienten prägte.“

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Im Jahr 2016 hatten wir kein zuvor festgelegtes Jahresprogramm. Unsere Veranstaltungen wurden von Fall zu Fall einzeln bekannt gegeben. Siehe:  Unsere letzten Veranstaltungen auf der Startseite. Seit 2017 führen wir jährlich eine größere Tagung und verschiedene spontane Veranstaltungen durch, die wir kurzfristig bekannt geben.

Das folgende Programm war unser Jahresprogramm vom Januar 2015. Für die einzelnen Veranstaltungen hatten sich im Verlauf des Jahres Veränderungen ergeben. Der jeweils aktuelle Stand der einzelnen Veranstaltungen war deshalb auf der Startseite unter der Rubrik „Unsere nächsten Veranstaltungen“ zu entnehmen.

Emanzipation braucht Geschichte!

Themenschwerpunkt 2015:

1945 – 1989

Epoche zwischen Befreiung und Unterdrückung

Im erinnerungspolitischen Zentrum des Jahres 2015 stehen der 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus und der 25. Jahrestag des „Beitritts der DDR zur BRD“. Diese Jahresdaten markieren epochale Zäsuren, deren Bedeutung bis heute nicht nur in der deutschen und internationalen Arena als Referenzpunkt zur Legitimierung der aktuellen Politik dienen, sondern auch in der Linken zutiefst umstritten sind. Während in aktuellen rechtspopulistischen Bewegungen wie PEGIDA nicht nur erneut ein „Ende der deutschen Schulddebatte“ gefordert wird, ranken in den Augen des russischen Präsidenten die aktuellen Konflikte von NATO und Russland in der Ukraine um die Zerstörung des Abkommens und der Ordnung von Jalta. Umgekehrt gilt der herrschenden Klasse Deutschlands die „Einheit in Freiheit“ als Legitimationsbasis heutiger, zumeist als alternativlos behaupteter Politik.

Doch auch innerhalb der Linken haben Auseinandersetzungen um die Art und Weise, wie an den 8. Mai 1945 in einer linken Erinnerungskultur gedacht werden soll, eine lange Tradition. Bis heute haben sie nicht nachgelassen, weil der Befreiung vom Hitlerfaschismus nicht die Verwirklichung der Träume des antifaschistischen Befreiungskampfes von einer freien Gesellschaft und der Visionen von Freiheit und Sozialismus folgten. Vielmehr wurde der 8. Mai 1945 zum Auftakt einer Ordnung der imperialistischen Aufteilung Europas zwischen den Supermächten, zur Ordnung von Jalta. In Westeuropa wurden die antifaschistischen Partisanen entmachtet und die alten herrschenden Klassen von den westlichen Siegermächten wieder an die Macht geschoben, in Westdeutschland kam das blutbefleckte Nazi-Establishment nur wenig gesäubert wieder an alte Machtposten. Osteuropa und Ostdeutschland gerieten mit dem 8. Mai 1945 hingegen unter den Stiefel des Stalinismus, der eine neue brutale Diktatur errichtete. Im Namen des Antifaschismus verfolgte er sogleich Antifaschist/innen, im Namen des Sozialismus Sozialist/innen, wenn sie ihm als Bedrohung erschienen. Nur nach und nach milderte sich das Ausmaß des neuen Terrors.

Die Jahrzehnte zwischen 1945 und 1989/90 waren geprägt von der imperialistischen Teilung Europas, die in Jalta von den Siegermächten beschlossen worden war. Ihre Auflösung, die vor 25 Jahren mit der Überwindung des sowjetischen Imperiums begann, wurde jedoch zum Auftakt auch des Untergangs der zunächst siegreichen Pax americana. Als neue Weltunordnung erscheint sie täglich spürbarer.

Der Zusammenhang von antifaschistischer Befreiung 1945, imperialistischer Ordnung von Jalta und der Art und Weise der Beseitigung dieser Ordnung in den Jahren 1989/1990 soll Schwerpunkt unseres diesjährigen Programms sein. Wir wollen uns diesen historischen Umbrüchen zuwenden und die Mythen der herrschenden wie der linken Geschichtsschreibung aufdecken. „These History is unwritten.“

Wir fragen nach den Erinnerungskulturen an den 8. Mai 1945 in der SU und im heutigen Russland. Wir werden im Rahmen eines Workshops den Stellenwert von 1989 für die radikale Linke diskutieren sowie den Tagungsband „History is unwritten“ mit den Herausgeber/innen zusammen vorstellen. Wir fragen aber auch nach den Potenzialen der Veränderung, wollen wissen, ob 1965 in der DDR ein (Ost)Berliner Frühling verhindert wurde und stellen anlässlich der deutschen Erstveröffentlichung des Band III von Charles Bettelheim „Klassenkämpfe in der Sowjetunion“ vor. Von den aktuellen sozialen Bewegungen interessieren uns in diesem Jahr vor allem die Lage in Griechenland nach der Wahl, die Auseinandersetzungen um das sogenannte Tarifeinheitsgesetz, die Bewegungen in Portugal, die prekären Bedingungen, unter denen französische Kunstschaffende leben und welche Widerstandsformen sie entwickelt haben.

Bernd Gehrke Willi Hajek Renate Hürtgen

Berlin, Februar 2015

13. Februar, 19 Uhr, Familiengarten, Oranienstraße 34, 10999 Berlin (U-Bhf. Kottbusser Tor)

Widerstand und internationale Solidarität nach den Wahlen in Griechenland

Der kräftige Linksruck in Griechenland ist vor allem auch den zahlreichen Initiativen der Selbsthilfe und den Aktivitäten der Basisgewerkschaften zu verdanken. Mit der Bildung der neuen Regierung werden die vielfältigen Initiativen der sozialen Selbst- und Nachbarschaftshilfe und des politischen Widerstandes nicht überflüssig. Ganz im Gegenteil – ihre politische und außerparlamentarische Mobilisierung entscheidet mit darüber, ob SYRIZA dem Druck seiner äußeren und inneren Gegner standhalten kann. Inwieweit es gelingt, den Auseinandersetzungen um die Austeritätspolitik auf griechischer und europäischer Ebene eine neue Dynamik zu verleihen, ist derzeit offen. Welche Möglichkeiten scheinen real?

*Die gegenwärtige Situation in Griechenland als Folge der Politik der Troika, die Vorstellungen von Syriza und die neue Situation nach den Wahlen *Werden Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien zusammen zu einem neuen linken Hoffnungsträger im europäischen Widerstand gegen die Austeritätspolitik? *Hat die griechische Widerstandsbewegung reelle Chancen, neue politische und gesellschaftliche Aktions- und Organisationsformen zu entwickeln?

Es diskutieren: Evridike Bersi, Journalistin aus Athen und Gregor Kritidis, Historiker und Autor des Buches „Griechenland – auf dem Weg in den Maßnahmestaat? Autoritäre Krisenpolitik und demokratischer Widerstand“

Moderation: Kalle Kunkel (Teilnehmer der Solidaritäts-Reisegruppe) und Willi Hajek (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West)

Gemeinsame Veranstaltung von Griechenlandsolidarität Berlin und AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West

 

  1. März, 19 Uhr, Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin

 Hände weg vom Streikrecht!

Am 21./22. Mai 2015 soll das höchst umstrittene »Tarifeinheitsgesetz« in 2. und 3. Lesung im Bundestag beraten und verabschiedet werden. Kommt es so weit, wird ein weiteres Grundrecht – wie bei der weitgehenden Aushebelung des Asylrechtes Anfang der neunziger Jahre – massiv eingeschränkt. Die EU-weiten Angriffe auf das Streikrecht sind offizielles Ziel der »EU-Agenda 2020«. Seit einigen Jahren wird dieses Ansinnen, entsprechend den jeweiligen Bedingungen in den einzelnen EU Staaten, in unterschiedlichem Tempo umgesetzt. Der erste Schritt zur Einengung des Streikrechtes in Deutschland nennt sich »Tarifeinheitsgesetz«. Entgegen allen Beteuerungen aus den Reihen der Großen Koalition und des DGB wird mit diesem Gesetz das Streikrecht massiv eingeschränkt werden.

Aber es gibt Widerstand!

Mit dieser Veranstaltung wollen wir zusammen mit dem Aktionsbündnis »Hände weg vom Streikrecht – für volle gewerkschaftliche Aktionsfreiheit! für die bundesweite Demonstration am 18. April in Frankfurt vor dem Hauptbahnhof um 13 Uhr mobilisieren.

Gemeinsame Veranstaltung: AK Geschichte sozialer Bewegungen ost west, Komitee „Hände weg vom Streikrecht“, FAU-Berlin, Kolleg_innen von Ver.di, GEW und NGG, den drei Anti-Tarifeinheitsgewerkschaften im DGB, dazu Kritiker_innen aus den Reihen der IG-Metall und befreundete Arbeitsrechtler_innen aus Berlin.

http://streikrecht-verteidigen.org (Aktionsbündnis) http://tinyurl.com/oqd6qrc. (Prof. Däubler) http://tinyurl.com/kcrjh6h (Juristenaufruf zum sofortigen Stopp des Gesetzes) http://www.labournet.de// www. streikrecht.de

 

 

  1. April, 19 Uhr, Mehringhof, großer Saal, Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin

 Portugal: der Krisenprozess und die aktuelle Situation

Der 25. April ist und bleibt für uns ein historisches Datum, untrennbar verbunden mit der portugiesischen Nelkenrevolution von 1974. Im letzten Jahr erinnerten wir uns mit Filmen und Berichten an dieses Ereignis. Im zweiten Teil dieser Veranstaltungsreihe analysierten wir die gegenwärtige Situation in Portugal, die sozialen Bewegungen und die Perspektiven im Rahmen des europäischen Krisenprozesses. In diesem Jahr wollen wir diese begonnene Diskussion mit den Berichten über die aktuelle Situation, die Entwicklung der alternativen gesellschaftlichen Praktiken, der gewerkschaftlichen und sozialen Initiativen in Portugal fortsetzen. Eingeladen haben wir Antonio Lourca, der als Angestellter und engagierter Betriebsrat beim portugiesischen Fernsehen selbst Akteur in diesem Prozess ist.  Moderation: Willi Hajek (AK Geschichte) und Hauke Benner

15. Mai, 19 Uhr, Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin

Der 8. Mai 1945 (1. Teil) 

Zwischen Befreiung und neuer Weltordnung der Blöcke. Eine Veranstaltung gegen alte und neue Mythen

Am 8. Mai 2015 jährt sich der Sieg der Alliierten über den deutschen Aggressor, über das faschistische Deutschland zum siebzigsten Mal. Ein bestialisches Regime wurde vernichtet und ein Krieg mit 60 Millionen Toten beendet. Mit dem 8. Mai 1945 sind neben der Freude über die Befreiung vom Faschismus und über das Kriegsende unter Befreiten wie Befreienden jedoch zugleich die unterschiedlichsten, auch gegensätzliche, historische Erfahrungen, Sichtweisen und Gefühle verbunden. Denn „der Tag der Befreiung“ wurde zugleich zum Auftakt der Errichtung einer neuen Weltordnung imperialistischer Blöcke – und damit der Teilung Europas unter das Regime von Jalta. Westliche Siegermächte setzten alles daran, alte Einflussgebiete auch mit Bürgerkriegen zu erhalten und versuchten, ihre Kolonialreiche wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Für die Länder, die der sowjetischen Hoheit zu fielen, war es der Auftakt zu einer neuen Diktatur, die mit brutalen Mitteln durchgesetzt wurde. Viele, die für die Befreiung vom Faschismus gekämpft hatten, sahen sich in Ost wie in West bald um ihre Hoffnungen betrogen oder gar selbst wieder neuer Verfolgung ausgesetzt. Faschistische Diktatur und Krieg, Leid, Befreiung, Aufbruch und Durchsetzung einer neuen Ordnung der Supermächte stehen gleichermaßen für den 8. Mai 1945.

Vortrag und Diskussion mit:

Peter Brandt (Historiker): Antikapitalistische Perspektiven 1945 und die verhinderte Neuordnungin Westeuropa und Westdeutschland

Bernd Gehrke (Publizist, AK Geschichte): Sozialistische Hoffnungen 1945 und die stalinistische Neuordnung Ost(mittel)europas

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte)

Eine Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte. Die Veranstaltung wird finanziert aus Mitteln der Berliner Lotto-Stiftung

 

8. Mai 1945 (2. Teil)

  1. Mai, Treffpunkt: 15.30 Uhr vor dem Deutsch-Russischen Museum in Berlin Karlshorst, Zwieseler Straße 4, 10318 Berlin

Zwischen Triumph und Trauma. Der 8. Mai 1945 in der Sowjetunion und in Russland heute. Die Erinnerung an das Ende des zweiten Weltkrieges. *Ausstellungsführung und anschließende Diskussion (2. Teil)*

*In Karlshorst wurde am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht der zweite Weltkrieg in Europa beendet. Seit 1998 befinden sich in diesem Gebäude Ausstellungen.*

Das Leid der sowjetischen Menschen im Krieg, in dem Millionen umgekommen waren, war besonders groß. Aber nicht nur der Krieg brachte dieses Leid, das stalinsche Regime hatte bereits zuvor Millionen in Lager oder in die Verbannung geschickt, für die der Tag der Befreiung noch nicht gekommen war. Kriegsgefangene sowjetische Soldaten kamen nach Kriegsende als Gefangene des Stalinregimes in den GULAG. Eine ganze Generation erlebte Jahrzehnte lang vor allem Gewalt und Terror. „Unsere Männer kamen entweder aus dem Krieg oder aus dem Lager“ (S. Alexijewitsch). Es ist nicht verwunderlich, dass der „Große Vaterländische Krieg“ rasch zu einem Mythos wurde. Wir wollen in der Veranstaltung über die offizielle wie die familiäre Erinnerungskultur in der Sowjetunion und im heutigen Russland, informieren und diskutieren. Doch auch der Umgang mit der „Erinnerung an den 8. Mai 1945“ in Deutschland soll zur Sprache kommen.

15. 30 Uhr: Führung durch die Ausstellung.

17.00 Uhr: Diskussion im Seminarraum

Führung und Diskussionsleitung: Sebastian Gerhard

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte)

Eine Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte. Die Veranstaltung wird finanziert aus Mitteln der Berliner Lotto-Stiftung

 

  1. Mai, 19 Uhr, Mehringhof, großer Saal, Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin

Prekäre Kulturschaffende – Intermittantes – in Frankreich zwischen prekärer Lohnarbeit und Erwerbslosigkeit

Eine der wichtigsten sozialen Bewegungen im letzten Jahr in Frankreich war sicherlich die lang andauernde Streik- und Boykottbewegung der prekären Kulturschaffenden. Angetreten unter der Parole „Was wir für uns verteidigen, verteidigen wir für alle“ versuchen sie, ihre Lebens- und Arbeitsweise der ständig unterbrochenen, diskontinuierlichen Lohnarbeit zu verteidigen. Einerseits sind sie prekäre Lohnarbeiter/innen, bei Vorführungen auf Festivals, in Theatern und Opern, auf kleinen und großen kulturellen Events wie zum Beispiel die Festivals im Sommer 2014 in Avignon, Montpellier und anderswo; gleichzeitig haben sie ihre Vorbereitungszeiten, ihre schöpferischen Pausen, die nicht durch einen Lohnarbeitsvertrag abgesichert werden. Die Regelungen der Sozialversicherung garantieren ihnen aber einen solidarischen Ausgleich. Der Ursprung des Gesetzes für die Kulturschaffenden datiert noch aus der Zeit der Volksfront 1936. Mit diesem Vorhaben sollte gerade eine breite Kulturarbeit sichergestellt werden. Die Regierungen, linke wie rechte, zuerst 20O3, und jetzt die Regierung Hollande mit dem Verweis auf die von der EU- Kommission dekretierten Einsparmaßnahmen, haben 2014 ein neues Gesetzespaket durch das Parlament gebracht, das einschneidende Verschlechterungen für den Lebensalltag der Intermittantes nach sich zieht.

Gast: Michel Poitevin (Sud-Culture Marseille) Moderation: Willi Hajek ( AK-Geschichte )

  1. 15. Juni, 19 Uhr, Mehringhof, großer Saal, Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin

 „History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Ein Lesebuch“.

*Buchvorstellung und Diskussion*

Das Lesebuch, das im März 2015 bei edition assemblage erscheint, ist die umfangreich erweiterte Dokumentation der gleichnamigen Konferenz in Berlin im Dezember 2013. Dort wurde von historisch Forschenden, AutorInnen, KünstlerInnen und politischen Initiativen diskutiert, wie ein emanzipatorischer Umgang mit Geschichte heute aussehen könnte. Um weitere wichtige Wortmeldungen ergänzt, sind nun 25 Beiträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Perspektiven versammelt. Das Spektrum reicht von Analysen kritischer Geschichtspolitik und -wissenschaft bis hin zu konkreten Beispielen für Arbeitsfelder und Praxen politischer Initiativen und künstlerischer Interventionen in die herrschende Geschichtsschreibung. Zusammen ergeben die Beiträge einen vielfältigen Eindruck von einer Linken, die sich um die Vergangenheit scheren muss, wenn sie etwas von der Zukunft will. „Letztlich ist es die Frage nach einer neuen linken Perspektive, einer Zukunft jenseits von Kapitalismus und „Realsozialismus“, jenseits bisheriger feststehender Wahrheiten; es geht um Denk- und Handlungsangebote für einen Weg dahin. Alles gehört auf den Prüfstand, namentlich die eigene Geschichte.“

Es diskutieren: Das Kallektiv der Herausgeber/innen Jana König, Till Sträter, Henning Fischer, Uwe Fuhrmann, Elisabeth Steffen und Autor/innen mit dem AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West.

  1. September, 19 Uhr, Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin,

Charles Bettelheim: „Die Klassenkämpfe in der Sowjetunion ( 1918 – 1939 )

*Buchvorstellung und Diskussion des erstmals in deutscher Sprache erschienenen 3. Bandes*

Seit einiger Zeit wird wieder verstärkt über eine alternative Gesellschaft jenseits von Kapitalismus und Kommunismus diskutiert. Die Verständigung darüber, was für eine Gesellschaft nach der Oktoberrevolution in Russland entstanden war, gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine solche Debatte. Für Bettelheim war es eine neue, bisher unbekannte Form von bürgerlicher Klassenherrschaft. Die „Diktatur des Proletariats“ hatte die Ausbeutung nicht aufgehoben, es gab weiterhin ein Oben und ein Unten in der angeblichen Gesellschaft der Gleichheit. Gibt uns Bettelheims Kritik an der Sowjetmacht für unsere heutigen Fragen Antworten? Wie schätzen wir seine Position ein? Wo können wir an Bettelheim anknüpfen und was müssen wir neu durchdenken? Solche Fragen, aber auch Bettelheims Leben und Werk wollen wir in der geplanten Veranstaltung aus Anlass des Erscheinens des Buches diskutieren. Dieser dritte Band erscheint das erste Mal auf Deutsch und zeigt auf, wie sehr reale Ereignisse, theoretische Reflexionsprozesse und praktische Lebensentwürfe zusammenwirken.

Jochen Gester (Die Buchmacherei) Willi Hajek (AK Geschichte) Bernd Gehrke (AK Geschichte)

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte)

 

  1. und 25. Oktober, Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte,

  2. Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin

 1989/90 und die radikale Linke in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme (Workshop mit dem AK Gegen den Strich)

Die Ereignisse von 1989/90 haben das politische Koordinatensystem fundamental verändert: Mit dem ideellen und materiellen Scheitern des „Realsozialismus“ begann der Siegeszug der westlichen Erzählung von der Alternativlosigkeit kapitalistischer Verhältnisse; der neue deutsche Nationalstaat präsentierte sich fortan als Happy End nach erfolgreicher Überwindung ‚zweier deutscher Diktaturen‘. Rund um den 25. Jahrestages der ‚Wiedervereinigung‘ wird uns diese Geschichtsdeutung in Endlosschleife entgegenschallen.

Angesichts dessen wollen wir danach fragen, was eine radikale Linke dem eigentlich entgegenzusetzen hat. Haben wir überhaupt so etwas wie eine konsensfähige Deutung der Ereignisse von 1989/1990? Wurden deren zweifellos gravierende Auswirkungen auf unsere politische Praxis im vereinten Deutschland bisher ausreichend analysiert und reflektiert? Im Gespräch mit linken Akteur/innen aus DDR und BRD der 1980er/90er Jahre wollen wir danach fragen, aus welchen Erfahrungs- und Erwartungshorizonten sie prägende Entwicklungen und Ereignisse um 1989/90 wahrgenommen, mit gestaltet und verarbeitet haben. Welche politischen Prioritäten haben sich daraus für unterschiedliche Strömungen einer gesamtdeutschen Linken ergeben? Welche innerlinken Konfliktkonstellationen sind entstanden und wie sind sie gelöst worden bzw. in welcher Form bestehen sie heute noch? Ziel des Workshops ist eine erste Sondierung linker Geschichte(n) der letzten 25 Jahre, dem dann weitere themenspezifische Veranstaltungen folgen sollen.

Veranstaltet vom: AK Geschichte gegen den Strich und dem AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West

14. Dezember, 19 Uhr, Havemannsaal, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin

 Kahlschlag gegen einen „(Ost)Berliner Frühling“?

Das 11. Plenum des ZK der SED 1965 – Hintergründe und Auswirkungen auf den Geist der Rebellion in der DDR

Vor 50 Jahren, vom 16. bis zum 18. Dezember 1965 tagte das 11. Plenum des ZK der SED in Ostberlin. Nach dem bereits seit September 1965 zum Schlag gegen die „imperialistische Unkultur“ ausgeholt und Beatgruppen verboten worden waren, kam es auf dem 11. Plenum zu einer „Generalabrechnung“ mit der kritischen Intelligenzia und der rebellischen Jugendkultur. Eine Jahresproduktion von DEFA-Filmen, Büchern, Theaterstücken und Beatgruppen wurde verboten, Schriftsteller/innen geächtet und ihre Texte Jahre lang nicht gedruckt. Was waren Ursachen und Hintergründe für dieses Vorgehen? Immerhin konnten zuvor Robert Havemann kritische Vorlesungen an der Humboldt-Universität halten und Wolf Biermann kritische Lieder singen, Beatgruppen spielten allenthalben in den staatlichen Jugendklubs der DDR.

Gerade solche Zustände hatten jedoch mit dazu beigetragen, dass es 1968 in Warschau zur Rebellion der Studierenden und in der CSSR zur reformkommunistischen Bewegung des Prager Frühlings kam. Warum setzte die Kulturbewegung in der DDR solche gesellschaftlichen Entwicklungen nicht in Gang? Wie ordnen sich die damaligen Auseinandersetzungen in die europaweiten Entwicklung des „Reformkommunismus“ seit 1956 und in die Entwicklungen im Ostblock ein? Welche Folgen hatten das Kahlschlagplenum schließlich für die DDR selbst?

Vortrag und Diskussion mit:

Elfriede Müller (jour fix initiative berlin), Bernd Florath (Historiker, angefragt), Bernd Gehrke (Publizist, AK Geschichte)

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte)

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Termine und Ortsangaben können sich ändern. Die aktuellen Angaben finden Sie auf unserer Homepage: https://geschichtevonuntenostwest.wordpress.com unter „Unsere nächsten Veranstaltungen.“

Einige letzte Veranstaltungen 2014:

29. September 2014, 19 Uhr

Mehringhof, Versammlungsraum

Mehringdamm 2

25 Jahre nach dem Ende der Jaruzelski-Diktatur:

Die sozialen Bewegungen Polens.
Hoffnungen – Realitäten – Perspektiven

Vortrag und Diskussion mit:

Jarosław Urbański, Poznań

(Soziologe, Aktivist der polnischen Opposition  in den 1980er Jahren, Mitbegründer und Aktivist der Gewerkschaft   „Arbeiterinitiative“, Autor zahlreicher Publikationen)

                                     Moderation und Übersetzung: Bernd Gehrke, Norbert Kollenda

Neben dem Ersten Weltkrieg bestimmt der 25. Jahrestag des Mauerfalls die öffentliche Geschichtserinnerung in diesem Jahr. Doch die Umbrüche von 1989 fanden nicht nur in der DDR und in Deutschland statt, sondern in ganz (Mittel)Osteuropa. Eine Schlüsselrolle dabei spielte die Entwicklung in Polen. Trotz öffentlicher Verbeugungen gegenüber Polen ist die tatsächliche Entwicklung dort weitgehend unbekannt. Fast noch unbekannter scheint das heutige innenpolitische und soziale Geschehen in diesem, unserem Nachbarland. So wird die Gewerkschaft Solidarność als Hauptakteur der polnischen Opposition der 1980er Jahre immer wieder hervor gehoben, doch welche Rolle sie im Umbruch von 1989 tatsächlich spielte oder weshalb aus der Gewerkschaftsbewegung eine harte neoliberale Transformationspolitik hervor gegangen ist, dafür gibt es kaum Erklärungen. Zudem: Welchen Stellenwert besitzen heute Gewerkschaften überhaupt innerhalb der sozialen Bewegungen und der Gesellschaft Polens?

In unserer Veranstaltung wollen wir einen Bogen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlagen. Wir wollen einen Rückblick auf die Hoffnungen und die realen Abläufe des sozialen und demokratischen Umbruchs von 1989 werfen, uns vor allem aber mit dem heutigen Zustand sozialer und gewerkschaftlicher Bewegungen in Polen beschäftigen. Mit Hilfe unseres Referenten wollen wir erkunden, welche Rolle Gewerkschaften im heutigen Polen spielen und welchen Stellenwert andere soziale Bewegungen, Geschlechterfragen, ökologische oder antiklerikale Bewegungen besitzen.

Jarosław Urbański war Friedens- und Umweltaktivist in den 1980er Jahren, ist heute syndikalistischer Gewerkschaftsaktivist und Publizist.

Eine Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West und des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung. Realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie

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16. Juni 2014, 20,00 Uhr, Haus der Demokratie und Menschenrechte

Robert-Havemann-Saal, Greifswalderstr. 4 (zwei Stationen vom Alex mit Straßenbahn M3/M4)

 Krieg – Vaterland – Klassengesellschaft.

 Der I. Weltkrieg und die Spaltung der Arbeiter/innenbewegung

Vortrag und Diskussion mit: Wolfgang Kruse (Fernuni Hagen, Autor von

„Der Erste Weltkrieg“)

Einführung und Moderation: Bernd Gehrke (AK Geschichte sozialer

Bewegungen Ost-West)

Im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte um den Beginn des Ersten Weltkriegs steht die „Kriegsschuldfrage“. Verstärkt gibt es Versuche, die Hauptschuld des Deutschen Kaiserreichs am Ausbruch des Krieges zu relativieren. Und auf der Linken werden die Kriegsursachen vorrangig unter dem Gesichtspunkt einer aggressiven Außenpolitik Deutschlands diskutiert. Die innergesellschaftlichen Konflikte werden dabei häufig vernachlässigt. Doch steht gerade die auf die Provozierung Russlands gerichtete Kriegspolitik der deutschen Reichsregierung im Sommer 1914 im untrennbaren Zusammenhang mit dem Aufstreben der Sozialdemokratie. Taktik der „russischen Kriegsschuld“ und Politik des „Burgfriedens“ mit der Sozialdemokratie sind untrennbar.

Aber auch die Burgfriedenspolitik von (Mehrheits)Sozialdemokratie und Gewerkschaftsführungen wird von Linken selbst 100 Jahre später noch vorrangig in subjektzentrierten Kategorien wie „Verrat“ gedacht, ohne verstärkt nach wirkmächtigen soziokulturellen Mustern, sozialen Differenzierungen oder schon längerfristig gültigen ideologischen Standards wie „Nation“ und „Vaterland“ innerhalb der Arbeiter/innenbewegung Ausschau zu halten. Manchen Linken gilt sogar die von der Rechten behauptete „allgemeine Kriegsbegeisterung“ als derart selbstverständlich, dass sie darin schon die Vorwegnahme der faschistischen „Volksgemeinschaft“ sehen. Doch gab es diese überhaupt, und wenn ja, weshalb? Hatten sich durch das explosionsartige Wachstum des deutschen Kapitalismus nach 1871 nicht auch die Klassenwidersprüche verschärft?

Wir wollen in unserer Veranstaltung gerade nach solchen, häufig ausgeblendeten innergesellschaftlichen Konfliktkonstellation, nach den soziokulturellen, sozioökonomischen und politischen Widersprüchen in Deutschland fragen, die einerseits zum Ersten Weltkrieg führten, aber auch durch den Kriegsbeginn nur verschärft und zugespitzt wurden – und damit auch zur Spaltung der Arbeiter/innenbewegung führten. Dabei sollen verbreitete Stereotype aufgebrochen und gefragt werden, wo wir selbst nur Mythen aufsitzen.

Eine Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte.

Realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie

28. Mai 2014, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Balkonzimmer, Vorderhaus, 19 Uhr:

Gesprächskreis: Frankreich nach den Europawahlen 2014

Am 22. Oktober 2012 trafen wir uns im Haus der Demokratie mit Basisaktivist_innen der Sud-Gewerkschaften, um über die Perspektiven nach der Wahl von Hollande zum Präsidenten zu diskutieren. Diesmal wollen wir Bilanz ziehen und versuchen, die grundlegenden Orientierungen innerhalb der sozialen Bewegungen und der französischen Gesellschaft herauszuarbeiten. Die soziale und politische Situation in Frankreich wird zunehmend konfliktreicher und spannungsgeladener.

Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ostwest / willi hajek/

2. Juni 2014, 19 Uhr, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Havemannsaal

Ausreise per Antrag: Der lange Weg nach drüben

Eine Studie über Herrschaft und Alltag in der DDR-Provinz

Wir stellen das Buch von Renate Hürtgen über die Antragsteller auf Ausreise aus der DDR vor. Sie hat die Antragsteller aus dem DDR-Kreis Halberstadt untersucht, die zwischen 1974 und 1989 in der Abteilung Inneres des Rates des Kreises einen formlosen Antrag auf „ständige Ausreise“ gestellt haben. Wer waren diese Menschen, warum haben sie dies getan, wie haben die Freunde und Bekannten und wie hat die Staatsmacht reagiert? Es sind viele Mythen über die „Ausreiser“ verbreitet worden, man hat sie zu Widerständlern erhoben und zu „Verrätern“ gestempelt. Das Buch entmystifiziert und gibt neue Antworten auf die alten Fragen.

Lesung und Buchvorstellung: Renate Hürtgen. Mit Beiträgen von Anne Seeck aus Ostsicht (Kein Ort nirgends?) und Richard Herding aus Westsicht (Egoismus oder Freiheitskampf?)

Veranstalter: AK Geschichte und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

Veranstaltungen des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost/West 2003-2011 (Auswahl)

1989 – 2009 – Revolution oder Konterrevolution?

Viele ehemalige DDR-Bürger, die im Herbst 1989 aktiv zum Sturz des SED-Regimes beigetragen haben, finden keinen Zugang zur allgemeinen Freude über den Mauerfall. Anstatt sich aber in die laufenden Gedenk- und Jubiläumsfeiern mit einem eigenen Standpunkt einzumischen, ignorieren sie das Ganze. Wir wollen mit unserer Veranstaltung eine Reihe von Fragen zur Diskussion stellen, die dazu beitragen könnten, sich einer wirklichen historischen Aufarbeitung zu zuwenden. Was war das für ein Prozess, der im Herbst 1989 in der DDR von „der Strasse“ ausgelöst wurde? Waren es Revolutionäre, war es eine Revolution? Nach welchen Kriterien bestimmen wir dies, um einem historischen Ereignis gerecht zu werden? War es letztlich ein historischer Fortschritt oder Rückschritt, der im Herbst in Gang gesetzt worden ist und der in der deutschen Einheit mündete?

Lip – die Fantasie an die Macht/ l’imagination au pouvoir
Filmvorführung und Diskussion

Die Beschäftigten der Uhrenfabrik Lip in der französischen Stadt Besançon hatten 1973 im Kampf um ihre Arbeitsplätze den Betrieb besetzt und die Uhrenherstellung in die eigene Hand übernommen. Sie produzierten selbstorganisiert, realisierten monatelang den Verkauf und zahlten sich selber aus. Die “ Affäre Lip“ hatte ein großes Echo in Frankreich und weltweit, sie bezeichnet weit mehr als einen Konflikt in einem Betrieb. Lip war ein Katalysator, wurde zu einer Massenbewegung und steht für neue Formen von Klassenkämpfen. „Wir machen es wie bei Lip!“ wurde zu einer Orientierung in den sozialen Kämpfen. Im letzten Jahr wurde ein Film mit den Aktivisten von Lip gedreht, der die ganze Situation wieder aufleben lässt, aber auch Schwierigkeiten und Probleme zur Sprache bringt. Wir zeigen diesen Film, geben Hintergrundinformationen und laden anschließend zur Diskussion ein. Wir wollen auch fragen, wie weit solche symbolischen Kämpfe und Erfahrungen heute noch eine Bedeutung haben können in dem alltäglichen Widerstand für eine solidarische Gesellschaftlichkeit?

Solidarität mit Prag? – Der Prager Frühling und die 68er Bewegung im Westen

In den Rückschauen auf das Jahr 1968 stehen zumeist die Erinnerungen an die Bewegung der Studierenden von Westberlin bis Paris im Mittelpunkt. Doch der Prager Frühling war ein ebenso zentrales Ereignis und hatte nicht nur für die osteuropäischen Länder eine fundamentale Bedeutung, sondern auch für die gesamte europäische Linke. Waren die Auseinandersetzungen über die „Natur der Sowjetunion“ zuvor rein theoretisch, so machte spätestens die Unterdrückung des Demokratisierungsprozesses in der Tschechoslowakei für eine junge sich politisierende Generation daraus eine unmittelbar politische Frage. Die Diskussion über „Solidarität mit Prag?“ ist so gesehen auch eine Diskussion über das Verhältnis der Linken zu den unterschiedlichsten Emanzipationsbewegungen heute. Die Referenten diskutieren nicht als alte Kämpfer aus vergangenen Zeiten, sondern als Akteure der gegenwärtigen Bewegungen mit dem Blick in die Zukunft.


1968 und die Arbeiter. Studien zum „proletarischen Mai“ in Europa

Die Revolten am Ende der 60er Jahre in Europa sind als Studentenbewegungen fest im allgemeinen Bewusstsein verankert, die demonstrierenden Studenten in Paris, Westberlin oder Rom bestimmen das Bild vom Mai 1968. Wir stellen den Mythos infrage, dass es sich dabei ausschließlich um eine Revolte von Studierenden gehandelt haben soll, informieren und diskutieren mit Autoren des gleichnamigen Buches über die Rolle von Arbeitern während der 68er Proteste in Europa. Für die Diskussion sind zwei Beiträge vorbereitet, die sich mit der spezifischen Situation der Arbeiterbewegung in verschiedenen Ländern befassen und – über die Darstellungen im Buch hinausgehend – auf mögliche Ursachen und Hintergründe dieser Unterschiede verweisen. Stärker als es in den Artikeln des Tagungsbandes geschieht, werden die Referenten auf die Folgewirkungen der Arbeiterproteste bis in unsere Gegenwart eingehen und nach einem gemeinsamen Charakter dieser unterschiedlichen Arbeiterproteste in den europäischen Ländern suchen.

Arbeiterrevolution, Bauernaufstand oder Intellektuellen-Putsch? Neuere Erkenntnisse über den sozialen Charakter der russischen Oktoberrevolution 1917

Bis 1989 in den Debatten sozialer Bewegungen bejubelt oder kritisiert ist die Oktoberrevolution in heutigen sozialen Bewegungen weithin vergessen. Angesichts neuer revolutionärer Bewegungen wie der „bolivarischen Revolution“ in Venezuela behalten alte Debatten der Linken über den bürgerlichen oder sozialistischen Charakter der bolschewistischen Machtergreifung, über Partei- oder Räteherrschaft, über Nationalisierung und Sozialisierung oder über den Aufbau des Sozialismus in einem Land jedoch auch heute noch ihre aktuelle Bedeutung.
Nach dem Untergang des sowjetischen Imperiums besteht nunmehr die Möglichkeit einer Historisierung dieses das 20. Jahrhundert prägenden Ereignisses jenseits unmittelbarer politischer Aufladungen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Fragen nach neueren Erkenntnissen über die sozialen Bewegungen und die soziale Revolution der Jahre zwischen 1917 und 1921.

„Strajk“ Die Heldin von Danzig, 2007, Regie: Volker Schlöndorff; D.: Katharina Thalbach

Die Polin Agnieszka hat es mit Fleiß und Disziplin von der Hilfsarbeiterin zur Kranführerin auf der Danziger Werft gebracht. Doch die Arbeitsbedingungen sind katastrophal und menschenverachtend. Als Agnieszka Zeugin eines tödlichen Unfalls wird, der auf mangelnden Arbeitsschutz zurückzuführen ist, gerät ihr unerschütterliches Vertrauen in die Werksleitung ins Wanken. Agnieszkas ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ist mobilisiert und sie wird 1980 das Herz der Solidarność-Bewegung in Danzig. Anschließende Diskussion: Wie es in Polen zur Solidarność kam? Die Rezeption des Films in den polnischen Medien. Zur Entwicklung der Solidarnosc nach 1981. Gibt es eine unterschiedliche Sicht auf den Film und auf das Ereignis „Solidarność“ in Ost und West?

„Stalins langer Schatten: Luciano Canforas Demokratieverständnis und die deutsche Linke“, Diskussion mit Christoph Jühnke

Die Debatte um und die Angriffe gegen das Denkmal für die Opfer des Stalinismus in Friedrichsfelde machten es sichtbar: Der diktatorisch-stalinistische Ungeist ist immer noch und sogar bei jenen vorhanden, die heute die Gesellschaft verändern wollen. Rosa würde im Grabe aufschreien, wenn sie einige ihrer jetzigen Anhänger dort entdecken würde. Aber so ist die Geschichte halt, keiner ist vor falschen Freunden sicher, vor allem dann nicht, wenn er tot ist. Dieser Ungeist ist jetzt mit Luciano Canforas Buch, „Eine kurze Geschichte der Demokratie“, und seinen eifrigen Verteidigern auf neue Weise erwacht. Mit ihrem Verständnis von Demokratie geben sie doch tatsächlich dem Stalinismus einen demokratischen Anstrich. Christoph Jünke – Historiker und politischer Journalist, im April erscheint bei VSA seine Studie zu Leben und Werk des deutsch-österreichischen Marxisten Leo Kofler – hat eine anregende Kritik an Canforas Buch geschrieben und stellt die Frage, wie es sein kann, daß ein Teil der politischen Linken in der BRD sich derart mit Canfora identifiziert.

Die „vergessene“ Seite der Revolution: Arbeiterräte und Selbstverwaltung in Polen und Ungarn 1956

Im Oktober 2006 jährt sich zum fünfzigsten Mal der Aufstand in Ungarn 1956. In Form von informativen Vorträgen, Dokumentarfilmen und Diskussionen wird in dieser Veranstaltung der Blick auf andere, in ihrer Bedeutung und Vielzahl kaum noch bekannte Tatsachen gerichtet. Zum einen soll der Zusammenhang zum Arbeiteraufstand in Posen und zur Situation in der polnischen Arbeiterschaft behandelt werden. Zum anderen wollen wir uns dem wohl einmaligen und fast völlig in Vergessenheit geratenen Ereignis in 40 Jahren sowjetischer Vorherrschaft in diesen Ländern näher zuwenden: Den Arbeiterräten und Revolutionskomitees, die sich im Herbst 1956 in allen größeren Städten und Provinzen, unter Studenten, in der Armee und in Hunderten Fabriken Ungarns bildeten. Was wollten die Aufständischen, darunter viele Jugendliche, tatsächlich? Was meinten sie mit der „Freiheit für Ungarn“? Wie organisierten sie sich und woher kam der Eindruck, daß das Szenario einem „Drehbuch“ glich, so, als wäre erst gestern die letzte Revolutionserfahrung gemacht worden? Es geht nicht darum, einen Mythos aufzubauen, sondern durch den Blick „von unten“ auf die Geschichte jene Ereignisse von territorialen und betrieblichen Selbstverwaltungsorganen in Erinnerung zu rufen und nach den Folgen dieser Bewegungen zu fragen.

1968 etwas anders: Jugendproteste, soziale Bewegung und politischer Aufbruch im Ost-West-Vergleich

Mit der „Achtundsechziger-Bewegung“ wird üblicher Weise die westdeutsche „Studentenbewegung“ assoziiert. Doch sie war sehr viel größer: Gewerkschaften und ein breites gesellschaftliches Bündnis protestierten gegen die Notstandsgesetze, die Frauenbewegung entstand, JungarbeiterInnen begehrten auf und wilde Streiks begannen sich zu entwikkeln. Vor allem aber steht „1968“ für ein weltweites Aufbe-
gehren. Auch in der DDR kam es zu einem nur wenig bekannten Aufbruch der jungen Generation.

Der 17. Juni 1953 in der DDR und die arbeiterbewegten 50er Jahre in Europa. Aufstand im Osten, Aufstand im Westen?

Keine neue Jahrestagsfeier! Wir wollen nach dem sozialen Charakter der letzten autonomen Arbeiterbewegung in der DDR fragen, nach den Akteuren, nach den Traditionen und Zielen der Aufständischen. Welche Rolle spielte der Westen
und seine Medien? Welche sozialen Auseinandersetzungen gab es zeitgleich in der Bundesrepublik, in Ost- und Westeuropa? Und gab es etwas, was sie mit den Bauarbeitern der Stalinallee verband?

Zum 15. Jahrestag der „Wende“: Demokratischer Aufbruch und soziale Bewegungen im Herbst 1989

Der Herbst 1989 wird fast ausschließlich als politischer Aufbruch oder gar nur als Mauerfall erinnert. Doch in dieser Zeit fand auch ein Entwicklungsschub verschiedener sozialer Bewegungen statt. Die Gründung des unabhängigen Frauen-
verbandes, die Entstehung verschiedener ökologischer Organisationen oder die Bildung demokratischer Interessenvertretungen in den Betrieben waren von entsprechenden Protesten und Aktionen begleitet. Die Veranstaltung will die-
se Bewegungen bekannt machen und deren Ziele auf ihre Potenz für die Gegenwart prüfen.

Die 70er Jahre und die „wilde Arbeiterbewegung“ im Westen. Im Osten Friedhofsruhe?

Die 68er Rebellion hatte auch ihre Auswirkungen in die Betriebe und auf die etablierten Betriebsrats- und Gewerkschaftsstrukturen. ArbeiterInnen bewegten sich und bildeten ihre Streikleitungen auch ohne die Dazwischenkunft der etablierten Gewerkschaften. Der Fordstreik in Köln 1973 und der Streik der Pierburger Arbeiterinnen in Neuss sind der lebendigste Ausdruck dieser „wilden Jahre“. Die Gewerkschaftsapparate reagieren mit wildem Geschrei auf die wilden Streiks und mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen. Und im Osten? Gab es da auch die „wilden 70er Jahre“ in den Betrieben und Anzeichen für eine Bewegung von unten?


Kaderpartei und soziale Bewegungen – eine unmögliche Beziehung?
Thomas Klein: „SEW – Die Westberliner Einheitssozialisten. Eine „ostdeutsche“ Partei als Stachel im Fleische der „Frontstadt“?

Thomas Klein hat ein Buch über die Geschichte der SEW geschrieben, über das wir mit dem Autor kritisch diskutieren wollen. Er gibt zunächst einen zusammenfassenden Überblick, in dem es sowohl um die innere Mitglieder- und Kaderstruktur der SEW als auch ihr Verhältnis zur aufkommenden außerparlamentarischen Opposition (APO) bis zu den sich daraus entwickelnden maoistischen und trotzkistischen Parteien gehen soll. Danach wird Willi Hajek auf das Zusammentreffen von Partei- und libertären Strukturen eingehen und den Bogen spannen von der damaligen Konfrontation hin zu der heutigen Situation in der Berliner Linken.

• Was unterschieden SEW von APO und kommunistischen Gruppen? Wie erklärt sich das eigentümliche Verhältnis zwischen SEW und den Gewerkschaften?
• Zeigen sich heute dieselben Probleme zwischen etablierten linken Parteien und sozialen Bewegungen oder selbstorganisierten Zusammenhängen? Was ist ganz anders?

Zukunftsmodell VEB Opel? – oder Von der DDR lernen, heißt siegen lernen?

Wir suchen zurzeit verstärkt nach Alternativen zu einer auf Privateigentum beruhenden kapitalistischen Marktwirtschaft. Die aktuelle Krise lässt nicht nur linke Kritiker wieder stärker darüber nachdenken, wie eine sozialistische Wirtschaft organisiert werden müsste. Der Rückgriff auf die “guten Seiten“ der DDR-Planwirtschaft und Verstaatlichungspolitik scheinen sich dabei anzubieten. Wie viel Volkseigentum hat in den DDR-Betrieben gesteckt? Wie sah die Verstaatlichung in der Realität aus? Der kritische Rückgriff auf die DDR zeigt, dass es notwendig ist, ein Vergesellschaftungsmodell jenseits aller reaktionären Varianten zu denken und durchzusetzen. Renate Hürtgen, Autorin des Buches: Angestellt im VEB. Loyalitäten, Machtressourcen und soziale Lagen der Industrieangestellten in der DDR, hält ein Eingangsstatement zur Lage im DDR- Berieb. Anschließend stellen wir ergebnisoffen zur Diskussion:

• Können aus dem Vergesellschaftungsmodell der DDR tatsächlich Anleihen entnommen werden? Finden die Opel-Arbeiter dort Lösungen für ihre Misere?
• Welches sind Schritte hin zu einer sozialistischen Gesellschaft und welche führen – nicht zuletzt in Kenntnis der DDR-Entwicklung – in die Sackgasse?

Inken Wanzek: Der Widerspruch des Gerry Gollmann … und anderer, die den Mut fanden, nicht aufzugeben …,
Buchvorstellung

Inken Wanzeks Widerstandsroman von 2008 ist Ausdruck einer intensiven gesellschaftlichen Auseinandersetzung bei Siemens gegen überraschend angekündigte Entlassungen im IT-Bereich. Der Ablauf der Geschichte und die Romanerzählung zeigen, welche emanzipativen Potentiale bei angepassten, individualisierten und konkurrierenden Angestellten freigesetzt werden können, wenn sie anfangen, sich einerseits aus der Vormundschaft von der Firma – so heißt das Unternehmen im Roman – wie von der gewerkschaftlichen Bürokratie zu lösen, sich auf der anderen Seite aber auch der Vereinnahmungsbestrebungen linker Kaderparteien widersetzen. Sie zeigt aber auch, wie sehr heute in derartigen Krisenmomenten Betriebsräte gefürchtet werden, die ihre rechtlichen und institutionellen Möglichkeiten und Freiräume nutzen, um die Selbstermächtigung der Belegschaft zu fördern und zu unterstützen. In diesem Konflikt ist das NCI-Netzwerk entstanden. Der Roman zeigt den Aufbruch von firmengläubigen und kapitalhörigen Untertanen zu selbstsicher und selbst verantwortlich werdenden, kollektiv agierenden Individuen. Eine wichtige Etappe bei der Entwicklung des Bedürfnisses nach Abschaffung der Lohnarbeit und der gesellschaftlichen Subalternität.
http://www.nci-net.de

„Feiert doch Eure Revolution alleine!“

– Vom schwierigen Verhältnis der Linken zur offiziellen Vereinnahmung der Geschichte oder: Wie bekommen wir unsere Revolution wieder zurück?

Die offiziell inszenierten Feiern zum 20. Jahrestag der demokratischen Revolution in der DDR haben deutlich gemacht, dass erstmals in der deutschen Geschichte eine Revolution vom bürgerlichen Staat offiziell einvernommen und durch ihre Einreihung in den Traditions- und Legitimationsbestand des Staates geschichtlich entsorgt wird. Gerade auch deshalb haben große Teile der Linken ein gestörtes Verhältnis zu jenen historischen Ereignissen im Herbst 1989 entwickelt, die den heutigen offiziellen Inszenierungen als Vorlage dienen. Doch das Problem einer Enteignung des „Peuple“ von seinen revolutionären historische Aktivitäten und der inszenierte Verwandlung in die Legitimation bürgerlicher Macht, Herrlichkeit und Unterdrückung ist nur für die deutsche Linke neu. Noch heute wird in einigen europäischen Ländern der antifaschistische Kampf zum Legitimationsritual der Monarchien degradiert. In Frankreich diente die Revolution von 1789 lange als Begründung des Kolonialismus, und sie dient noch heute als Legitimationsbasis des etatistischen Pompes oder des Rassismus der radikalen Rechten. Wie geht die Linke in anderen europäischen Ländern heute mit diesem Dilemma um? Verleugnet auch sie demokratische Volksbewegungen, weil sich die Mächtigen ihrer bedienten und bedienen? Und auf welche Weise grenzt sich die Linke von den staatlichen Inszenierungen ab, wenn sie sich im emanzipatorischen Sinn dieser historischen Ereignisse annimmt? Verzichtet sie auf eigene Inszenierungen oder organisiert sie „Gegen-Inszenierungen“?

Mit Kolleg/innen der linken französischen Gewerkschaft SUD wollen wir diese Probleme offen und selbstkritisch diskutieren.


Wer war Lenin? – Vom schwierigen Verhältnis der Linken zu ihrer eigenen Geschichte

Buchvorstellung und Diskussion

„Wer war Lenin – Putschist oder Revolutionär? Fanatiker oder Prophet? Heilsbringer oder Verbrecher? Mit diesen Fragen haben sich schon viele Lenin-Biographen beschäftigt. Je nach Geschichtsbild und weltanschaulicher Position sind sie zu sehr verschiedenen Ergebnissen gekommen.“ – So beginnt Shenja Ruge sein Vorwort zu einer Arbeit über Lenin, die sein Vater, Wolfgang Ruge, in der DDR Historiker, der zuvor Lager und Verbannung in der SU erlebte, im Rahmen einer Vorlesung nach 1989 konzipiert hat. Nach seinem Tod gibt der Sohn diese in überarbeiteter Fassung heraus und lädt zur Diskussion ein. „Wozu brauchen wir die historische Wahrheit? Wozu zerstören wir Ikonen, die wir anbeten, wozu verneigen wir uns vor den Toten, deren Andenken wir durch unsere Ignoranz und unser Vergessen beschmutzen?“ fragt Shenja Ruge am Ende seines Vorwortes und setzt die Antwort nach: „Wir tun dies – zunächst – für uns selbst.“

Der AK Geschichte lädt ein, sich der Geschichte linken Denkens und linken Handelns auf neue Weise kritisch zu stellen.

Kommender Aufstand in Europa, Dauerflaute in Deutschland?
Tiqqun, Stephan Hessel und Sarrazin als Phänomene von Krisenbewältigung

Diskussionsveranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost/West

Während die kapitalistische Krise in anderen Staaten Europas soziale Kämpfe und Revolten von Island bis Griechenland auslöste und uns heute zu Zeugen der demokratischen Revolution vor der Haustür Europas macht, scheint die politische Situation in Deutschland stabil. In Frankreich erreichen Texte von Tiqqun oder Stephan Hessel zu Aufstand und Revolution inzwischen eine breite Öffentlichkeit, in Deutschland wurde das rassistische Pamphlet eines Sarrazin zum Bestseller. Doch ist die gesellschaftliche Situation in Deutschland damit schon hinreichend charakterisiert? Bringen neue und alte Protestbewegungen nicht auch in Deutschland eine tiefe Krise der politischen Legitimation und Repräsentation zum Ausdruck?
Wie also steht es um die deutschen Protestbewegungen, welchen Stellenwert haben sie für die politische Stabilität des deutschen Kapitalismus? Werden sie abflachen oder sich radikalisieren? Und schließlich: Welchen Stellenwert haben die Texte von Tiqqun oder Stephan Hessel in unserem Nachbarland überhaupt?

Darüber diskutieren wir mit:

Willi Hajek (TIE Germany.org ¬– Netzwerk Europäischer BasisgewerkschafterInnen)
Roland Roth (Komitee für Grundrechte und Demokratie, erforscht als Hochschullehrer die Neuen Sozialen Bewegungen)
Lutz Schulenburg (Nautilus Verlag Hamburg, deutscher Herausgeber von „Das unsichtbare Komitee: Der kommende Aufstand“)
Moderation: Bernd Gehrke (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost/West)


„Ich hab das Gelaber über die Mauer satt!“
Der 9. November und linke Erinnerungspolitik

Wie kein anderes Datum verbindet der 9. November höchst unterschiedliche Ereignisse der deutschen Geschichte: Die Novemberrevolution, das antisemitische Nazi-Pogrom und die Maueröffnung durch eine demokratische Massenbewegung. Die Zusammenballung dieser Ereignisse sowie ihrer unterschiedlichen Bedeutungen für gegenwärtige politische Konflikte wirft für linke Erinnerungspolitik nicht nur die Frage auf, wie dieser Ereignisse „gleichzeitig“ zu gedenken sei. Vor allem steht die Frage im Raum, ob denn und wie Linke historischer Ereignisse gedenken können, die wie der Mauerfall vom bürgerlichen Staat als dessen Siegestage inszeniert oder wie das Gedenken an die Pogromnacht als Gedenktage staatspolitisch vereinnahmt werden? Die weitgehend „verlorene Erinnerung“ an die Novemberrevolution stellt zudem eine ganz eigene Herausforderung dar, die der 9. November der heutigen Linken aufgibt. Was also sind Kriterien linker Erinnerungspolitik? Was haben wir der Vereinnahmung von historischen Ereignissen durch den bürgerlichen Staat entgegenzusetzen? Können wir uns eine eigene Gedenk- und Feierkultur schaffen?

Diskussion mit: Willi Hajek (AK Gesch. soz. Bew. Ost-West), Ralf Hoffrogge (Historiker), Olaf Klenke (marx 21), Andreaas Förster (FAU), Mod.: Bernd Gehrke

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